Zeit zu hassen, Zeit zu lieben
Willi Fährmann

Zeit zu hassen, Zeit zu lieben

Willi Fährmanns "Zeit zu hassen, Zeit zu lieben" ist eines der wenigen Kinder- und Jugendbücher zum Thema Weimarer Republik. Der Roman beginnt am 12. Januar 1919 mit dem Ende des Spartakusaufstandes in Berlin. Der 20-jährige Paul Bienmann beobachtet, wie ein Freikorps-Angehöriger einen jungen Aufständischen erschießt. Bei diesem ist sein Bruder Bruno. Paul nimmt sich des 13-jährigen Bruno an. Er kennt ihn aus seinem Heimatdorf in Ostpreußen. Bruno bleibt bei Paul, auch als dieser sich schließlich auf der Suche nach Arbeit ins Ruhrgebiet begibt. Bruno schwört sich, den Mörder seines Bruders zu finden.

Der Alltag der 1920er Jahre mit all seinen Unterschieden zu heute wird lebendig beleuchtet. So erlebt der Leser beispielsweise die Zugfahrt in der 4. Klasse von Berlin ins Ruhrgebiet mit oder Pauls Arbeitssuche und das harte Leben in Armut und mit Hunger. Nach einer kurzen Trennung finden Paul und Bruno wieder zusammen und Paul wird schließlich Brunos Vormund. Aus ihrer beider Sicht, aber auch aus der von Menschen, denen sie begegnen, werden die Ereignisse der Jahre geschildert. Da gibt es genauso einen Anhänger der NSDAP wie der KPD, Monarchisten genauso wie Sozialdemokraten.

Als Bruno tatsächlich eine Spur zum Mörder seines Bruders findet, muss er sich entscheiden – für die Rache oder für Paul und dessen Verlobte Franziska, deren Zukunft durch eine solche Tat Brunos ebenfalls zerstört werden würde.

Das Buch ermöglicht das Eintauchen in die Vergangenheit, die lebendig erzählt wird. Gleichzeitig wird Geschichte hautnah durch die Augen und Ohren von Paul und Bruno erlebt. Die historischen Details sind gut recherchiert, wobei es von Vorteil ist, schon ein wenig über die Ereignisse zu wissen. Ein Glossar erklärt zwar kurz die historischen Persönlichkeiten, vor allem die Politiker jener Zeit, aber keine weiteren Hintergründe.

Über die Familie Bienmann hat Willi Fährmann vier Bücher geschrieben, die zusammen die "Bienmann-Saga" bilden. "Der lange Weg des Lukas B." spielt ab 1870, "Das Jahr der Wölfe" ab 1944/45, also im letzten Jahr des Zweiten Weltkriegs. Den Abschluss bildet "Kristina, vergiss nicht", das in der Bundesrepublik spielt.

Willi Fährmann: Zeit zu hassen, Zeit zu lieben
Arena Verlag
Jugendroman - empfohlen ab 12 Jahren – spielt 1919-1923

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