Erich Honecker
Mächtiger Politiker der DDR: Erich Honecker
Mehr als 20 Jahre lang war Walter Ulbricht der mächtigste Mann in der DDR. 1971 folgte der Machtwechsel: Erich Honecker übernahm Ulbrichts Rolle. Auch er sollte fast 20 Jahre lang in diesem Amt bleiben.
Honeckers Aufstieg zur Macht
Direkt nach dem Zweiten Weltkrieg hatte Erich Honecker politisch Karriere gemacht. 1946 gründete er die FDJ, 1950 wurde er als Kandidat Mitglied im Politbüro der SED, 1958 vollwertiges Mitglied. Er war in dieser Funktion zuständig für Sicherheitsfragen und organisierte maßgeblich den Bau der Mauer 1961.
Als Walter Ulbricht ab 1969 den Rückhalt in der SED verlor, gehörte Honecker mit Willi Stoph und Günter Mittag zu denen, die nun den Ton angaben.
Ganz oben als Politiker der DDR
Am 3. Mai 1971 wählte das Politbüro Honecker zum neuen Ersten Sekretär des ZK. Im Juni übernahm Honecker auch den Vorsitz des Nationalen Verteidigungsrates der DDR von Ulbricht.
Staatsratsvorsitzender wurde nach Ulbrichts Tod 1973 zunächst Willi Stoph, doch schon 1976 konnte Honecker auch dieses Amt besetzen. Somit hatte er die Spitze in Partei und Staat inne. Ihm zur Seite standen insbesondere Günter Mittag (ZK-Sekretär für Wirtschaftsfragen) und Erich Mielke (Minister für Staatssicherheit).
Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik
Ulbricht war u. a. an seiner Wirtschaftspolitik gescheitert. Honecker schlug einen neuen Weg ein. Er verkündete als neue Leitlinie die Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik. Das "Glück des Volkes" wurde zum obersten Ziel der neuen Wirtschaftspolitik ernannt. Die Löhne der Arbeiter wurden genauso wie die Renten erhöht, die Arbeitszeit wurde verkürzt, das Wohnungsbauprogramm vorangetrieben (siehe dazu: Wohnen).
Kulturpolitik unter Honecker
In Kunst und Kultur kam es zunächst zu einer Lockerung. Das war wohl auch den "Weltfestspielen der Jugend" zu verdanken, die 1973 in Ost-Berlin stattfanden. Die DDR wollte sich hier weltoffen präsentieren.
Mit der Ausbürgerung Wolf Biermanns 1976 war es damit aber schon wieder vorbei. Der Protest zahlreicher Künstler und Schriftsteller führte zur Unterdrückung jeglicher offenen Meinungsäußerung.
Deutschlandpolitik Erich Honeckers
Die Ostpolitik Willy Brandts hatte schon ab 1971 Früchte gezeigt (Transitabkommen 1971, Grundlagenvertrag 1972). Die Bundesrepublik hatte 1969 die Hallstein-Doktrin aufgegeben und in den 1970er Jahren erkannten immer mehr Staaten die DDR diplomatisch an. 1973 trat die DDR der UNO bei und 1975 unterzeichnete sie die KSZE-Schlussakte.
Honecker verfolgte jedoch trotzdem eine Abgrenzungspolitik gegenüber dem Westen. Zu einem Treffen der beiden deutschen Staatschefs kam es erst 1981. Mit Honeckers zweiten Besuch in der BRD 1987, diesmal bei Bundeskanzler Kohl, erreichte die DDR endgültig ihre internationale Anerkennung.
Krise - nicht endend
Gleich an mehreren Stellen brach insbesondere ab 1981 eine Krise aus. Vor allem die Geldnot brachte die DDR an den Rand des Absturzes. Die Sowjetunion, selber wirtschaftlich klamm, musste ihre Ölpreise erhöhen.
Hohe Subventionen für Waren des täglichen Bedarfs hatten zudem für eine schlechte Wirtschaftslage gesorgt. Kredite konnten nur noch mit anderen Krediten zurückbezahlt werden. 1983 und 1984 erhielt die DDR durch Vermittlung von Franz Josef Strauß Milliardenkredite aus der Bundesrepublik. Dennoch stand die DDR wirtschaftlich bald wieder am Abgrund.
Hinzu kam der Machtwechsel in der Sowjetunion, wo Michail Gorbatschow eine neue Richtung einschlug (siehe: Glasnost und Perestroika). Diese Reformpolitik wollte Honecker nicht mittragen.
Immer mehr DDR-Bürger stellten Ausreiseanträge. Die Öffnung der ungarischen Grenze führte ab Mai 1989 zur Flucht zahlreicher Menschen. Viele flohen in die Botschaften von Prag und Budapest, um von dort ihre Ausreise zu erzwingen. Doch auch die, die bleiben wollten, gingen nun auf die Straße. Die Montagsdemonstrationen weiteten sich immer mehr aus.
Der Fall des Erich Honecker
Erich Honecker verkannte die Zeichen der Zeit. Noch am 14. August 1989 sagte er: "Den Sozialismus in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf." Am 7. Oktober 1989 wurde der 40. Jahrestag der DDR mit Pauken und Trompeten gefeiert.
In mehreren Krisensitzungen beschloss die SED-Führung schließlich, dass Honecker zurücktreten müsse. Der konnte sich dem nun nicht mehr widersetzen und erklärte am 17. Oktober 1989 seinen Rücktritt. Das Ende der DDR war damit jedoch nicht mehr aufzuhalten.