Was ist Treuhand - Definition
Begriff der "Treuhand"
Zunächst einmal ist der Begriff “Treuhand” von der Definition her eine Rechtshandlung. Der so genannte Treugeber übergibt dem Treuhänder bestimmte Rechte. Das heißt das Treugut. Der Treuhänder muss dann die Interessen des Treugebers wahrnehmen.
Wer war die Treuhand?
Auch im Zusammenhang mit der Auflösung der DDR hörst du oft den Begriff "Treuhand" oder auch "Treuhandanstalt". Manchmal heißt es auch schlicht “die Treuhand”. Die deutsche Treuhand, die damit gemeint ist, steht im Zusammenhang mit der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten. So fand in der Zeit zwischen dem Jahr 1990 und den 1994 eine große Umgestaltung der deutschen Wirtschaft statt. Doch was bedeutete das nun genau?
Die Treuhand und die Wende
In der DDR gab es ja die so genannte Planwirtschaft. Somit gehörten das Kapital, das Vermögen und die Fabriken dem Staat. Nun mussten alle staatlichen Betriebe privatisiert werden. Was bedeutete dies? Das Vermögen, das dem Staat, also den Bürger*innen der ehemaligen DDR gehörte, wurde aufgeteilt. Privatleute und Geschäftsleute übernahmen diese Betriebe. All dies wickelte die deutsche Treuhand ab. Sie verkaufte aber nicht nur Betriebe, sondern legte auch viele still. Warum das? Wenn die Treuhand der Meinung war, dass ein Betrieb nicht wirtschaftlich genug arbeitete, wurde er eben still gelegt. Also aufgelöst, es gab ihn nicht mehr. Die Treuhand entschied also darüber, was mit einem Betrieb oder einer Firma passieren sollte.
Was war die Volkskammer?
Die Volkskammer war das Parlament, also die Volksvertretung, der DDR und damit formell das oberste Organ des Staates. Die eigentliche Macht lag jedoch in Händen der SED.
Wer hat die Treuhand "erfunden"?
Die Idee hatte noch die Volkskammer der DDR. Im Juni 1990 war die Einigung der beiden deutschen Staaten noch nicht vollendet. Die Volkskammer der DDR wollte die Wirtschaft neu gestalten. Nach der Deutschen Einheit ging man nun davon aus, dass dies viel Geld kosten würde. Und mit den Einnahmen aus der Treuhand sollten diese Kosten finanziert werden.
So war es geplant. Doch das Vorhaben ging schief. Die Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion ließ die ehemaligen DDR-Betriebe, die Konkurrenz kaum kannten, in Konkurrenz mit westdeutschen Firmen gehen. Das waren oft Betriebe, die sehr viel mehr Erfahrung besaßen. Die Löhne stiegen. Dies war einerseits gut, führte aber zu geringeren Gewinnen. Viele Betriebe waren alt, verfügten nicht über die neueste Technik und waren für die Umwelt schlecht. Die Folge war, dass es immer mehr arbeitslose Menschen gab. Die waren natürlich unzufrieden. Die ehemaligen DDR-Bürger*innnen hatten sich eine bessere Zukunft vorgestellt. Doch die blieb erst einmal aus. Die “Blühenden Landschaften”, die Helmut Kohl ihnen versprochen hatte, blühten erst einmal so gar nicht.
Wer war Detlev Rohwedder?
Der Chef der Treuhand heißt zunächst Detlev Rohwedder. Dieser wurde am 1. April von der Roten-Armee-Fraktion ermordet. Nach seiner Ermordung war es nicht einfach, überhaupt einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin zu finden. Auf Rohwedder folgte dann Birgit Breuel.
Warum scheiterte die Treuhand?
Die Frage nach dem Scheitern der Treuhand ist nicht eindeutig zu beantworten. Bis heute gibt es Streit um diese Frage. Die Bürger*innen im Osten fühlten sich oftmals von den Kapitalisten aus dem Westen schlicht “übers Ohr gehauen”. Doch ganz so einfach war es auch wieder nicht.
Es waren zu dieser Zeit so einige Betrüger unterwegs, die die Gunst der Stunde nutzten. Nicht alle waren kriminell, verstießen also gar nicht gegen das Gesetz. Aber sie hatten mit der “freien Wirtschaft”, einem System der Konkurrenz, einfach sehr viel mehr Erfahrung. Vieles lief schief. In der Folge waren viele Menschen arbeitslos, enttäuscht über die Entwicklung und frustriert. Diese Wut sollte sich immer wieder in Protesten entladen und hält bis heute in verschiedenen Gruppen an. [Link: Pegida und AFD]
Die Treuhand wurde schon 1994 in die „Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben“ (BvS) umbenannt. Gegen Ende des Jahr 2000 stellte auch diese ihre Tätigkeiten ein.
Je länger wir uns mit der Frage beschäftigen, wie erfolglos die Treuhand nun gewesen ist, so ergibt sich heute im Rückblick ein komplexeres Bild. Der Untergang vieler Betriebe war nicht allein der Treuhand geschuldet. Das kaputte Wirtschaftssystem der DDR trug seinen Teil dazu bei. Doch auch die Treuhand machte Fehler. So kam beides zusammen.
Blick voraus
Die Unzufriedenheit bei vielen Menschen, die hofften, durch die Wiedervereinigung ein besseres Leben führen zu kommen, hat in Teilen in dieser Entwicklung ihre Wurzeln. Und damit auch viele Probleme, die wir heute noch haben und die immer noch Gegensätze befördern. Doch nur wenn wir die Ursachen kennen, können wir die Probleme auch angehen.