Die Olympischen Sommerspiele 1936

Die Olympischen Sommerspiele fanden im Jahr 1936 in Deutschland statt und wurden von Hitler zu einer riesigen Propagandaveranstaltung für den Nationalsozialismus. Die vierten Winterspiele begannen ab 6. Februar 1936 in Garmisch-Partenkirchen und dauerten bis zum 16. Februar. Die elften Olympischen Sommerspiele fanden vom 1. bis zum 16. August in Berlin statt.

Warum wurden die Olympischen Sommerspiele 1936 nicht boykottiert?

Nun kann man sich berechtigt die Frage stellen, warum die Welt zuschaute, als Hitler seine Spiele inszenierte. Warum wurden die Spiele nicht boykottiert? Vergeben wurden die Spiele zu einem Zeitpunkt, als Deutschland noch keine Diktatur war, nämlich zur Zeit der Weimarer Republik. Das Internationale Olympische Komitee vergab die Spiele im Mai 1931 an Deutschland. Die Boykottstimmen, die es durchaus auch zu diesem früheren Zeitpunkt schon gab, wurden am Ende nicht gehört. Sie waren zu leise im Vergleich zu den lauten Versprechungen Hitlers, die Spiele allen Regeln gemäß durchzuführen. Er wollte sich in der Welt als friedfertig präsentieren.

„Ein Regime, das sich stützt auf Zwangsarbeit und Massenversklavung; ein Regime, das den Krieg vorbereitet und nur durch verlogene Propaganda existiert, wie soll ein solches Regime den friedlichen Sport und freiheitlichen Sportler respektieren? Glauben Sie mir, diejenigen der internationalen Sportler, die nach Berlin gehen, werden dort nichts anderes sein als Gladiatoren, Gefangene und Spaßmacher eines Diktators, der sich bereits als Herr dieser Welt fühlt.“

So jedenfalls äußerte sich der Schriftsteller Heinrich Mann auf der Konferenz zur Verteidigung der Olympischen Idee am 6. und 7. Juni 1936 in Paris. Hier versuchte man eine Gegenolympiade in Barcelona zu planen, die allerdings scheiterte, weil in Spanien der Bürgerkrieg ausbrach. Als sich letztlich die Amerikaner gegen einen Boykott aussprachen, folgten die meisten Nationen den Amerikanern. So fanden die Olymischen Sommerspiele 1936 doch in Berlin statt.

Antisemitische Hetzpropaganda wurde kurzzeitig eingestellt

Man hatte sich beeilt, alle Anzeichen von antisemitischer Einstellung im Vorfeld der Spiele zu beseitigen, wie zum Beispiel die antijüdischen Hinweisschilder an Geschäften wie "Juden sind hier unerwünscht" oder die Kennzeichnungen für Parkbänke "Für Juden verboten". Hitler wusste schon, dass dies dem Ansehen Deutschlands in der Welt schaden würde und zu diesem Zeitpunkt war er bereit, für ein positives Deutschlandbild still zu halten. Übrigens, der Fackellauf, den du vielleicht von der ein oder anderen Olympischen Eröffnungsfeier kennst, war eine Erfindung der Nationalsozialisten und fand zum ersten Mal in Berlin statt. Die antiken Olympischen Spiele kannten zwar das Olympische Feuer, aber keinen Fackellauf.

Star der Spiele war ein schwarzer Amerikaner

Das Deutsche Reich schloss die Olymischen Spiele 1936 recht erfolgreich ab und gewann die Nationenwertung. Kein Wunder, hatte man doch den Sport anstelle der Bildung in den Schulen schon seit Jahren gefördert. Doch der Star dieser Olympischen Spiele wurde ein schwarzer US-Amerikaner namens Jesse Owens. Dieser gewann allein vier Goldmedaillen und wurde auch von den Deutschen bejubelt. Das passte ja so gar nicht in das nationalsozialistische Rassenbild. Jetzt siegte ein Schwarzer, der ja nach dem Verständnis der Nationalsozialisten aufgrund seiner "Rasse" minderwertig war und lange nicht so erfolgreich und leistungsstark wie ein Arier sein dürfte.

Die deutsche Gastfreundschaft wurde gerühmt

Alles in allem gelang es Hitler tatsächlich, durch die Olympischen Spiele der Welt 1936 noch einmal seine Friedfertigkeit vorzugaukeln. Die deutsche Gastfreundschaft wurde in aller Welt gerühmt und die Nationalsozialisten verschleierten erfolgreich ihre wahren Pläne unter dem Deckmantel des Friedens. Das böse Erwachen der Nationen sollte wenige Jahre später erfolgen.


Blick zurück

Um zu verstehen, warum die Olympischen Spiele an Nazi-Deutschland vergeben wurde, muss man wieder einen Blick zurück werfen. Eigentlich sollten die Olympischen Spiele schon sehr viel früher an Deutschland gehen, 1916 entscheid man sich für den Austragungsort Berlin. Doch dann kam der Erste Weltkrieg dazwischen, Deutschland war der Verursacher des Krieges, wurde geächtet und bis 1925 dachte keiner mehr dran, dem Kriegsverursacher Spiele zu vergeben, die letztlich ja der Verständigung der Völker dienen sollten.

1931 fiel dann die endgültige Entscheidung für Berlin, im Vorfeld hatten sich viele Städte wie Budapest Buenos Aires, Dublin, Helsinki, aber auch deutsche Städte wie Frankfurt, Köln und Nürnberg beworben. Am Ende blieben nur Barcelona und Berlin übrig und Berlin gewann. Als die Nationalsozialisten 1933 an die Macht kamen, waren schon viele Länder skeptisch, ob Berlin wegen der Judenfeindlichkeit in Deutschland geeignet wäre und es gab auch Stimmen die zu einem Boykott, also zum Fernbleiben von den Spielen, aufriefen. Doch diese Stimmen wurden am Ende nicht gehört oder konnten sich nicht durchsetzen. Am Ende schenkte das IOC Hitlers Beteuerungen Glauben, alle Regeln zu erfüllen und allen Rassen und Religionsgemeinschaften freien Zugang zu den Spielen zu gewähren.