Das Ghetto in Warschau

Was passierte im Ghetto in Warschau?

Nach dem deutschen Überfall auf Polen im September 1939 gab es Pläne für ein Ghetto in Warschau, der Hauptstadt Polens. Hier lebten die meisten polnischen Juden, insgesamt war etwa ein Drittel der Warschauer Bevölkerung jüdischen Glaubens. Um diese besser kontrollieren zu können, wurde ein Gebiet in Warschau zu einem Ghetto für die polnischen Juden gemacht, das man endgültig Mitte November 1940 abriegelte.

Ein Ghetto so groß wie eine Stadt

So lebten auf kleinstem Raum im Ghetto in Warschau mehr als 350 000 bis 400 000 Menschen; das waren so viele Menschen wie in einer mittelgroßen Stadt leben. Damit keiner rein, aber vor allem keiner raus konnte, umgab man das Ghetto mit einer hohen Mauer und bewachte die Ein- und Ausgänge. An der Außenseite taten polnische und deutsche Polizeibeamte Dienst, innerhalb des Ghettos mussten die Juden selbst eine Art Wachdienst einrichten und dafür sorgen, dass niemand aus dem Ghetto in Warsschau floh. Und das war gar nicht so einfach, wenn man sich die schrecklichen Zustände innerhalb des Ghettos genauer anschaut. Die Verwaltung des Ghettos übernahm ein so genannter Judenrat, der zwischen den deutschen Verantwortlichen und den Juden innerhalb des Ghettos vermitteln sollte.  

Die Situation im Ghetto in Warschau wurde immer schlechter

Die Lage im Ghetto wurde im Laufe der Zeit immer schlechter. Es war eng, es gab zu wenig Wohnraum für zu viele Menschen und Geld mussten die Menschen selbst verdienen. Da die meisten enteignet wurden, reichte das Geld nicht lange, um sich selbst zu versorgen. Handel mit Juden war aber strengstens im Ghetto verboten und jeder, der sich auf ein Geschäft mit einem Juden einließ, hatte mit seiner Verhaftung zu rechnen. Vor allem die jüdischen Kinder litten sehr unter dieser Situation, viele verhungerten oder starben an Krankheiten. Es gab keine medizinische Versorgung und keine Medikamente mehr. 

Massendeportationen

Im Juli 1942 begannen die Massendeportationen aus dem Ghetto in Warschau in die Vernichtungslager. Im Schnitt wurden jeden Tag etwa 7000 Juden mit Gewalt zu einem so genannten Umschlagplatz gebracht, um von dort aus nach Treblinka transportiert zu werden. In den ersten zehn Tagen dieser Aktion wurden hier 65 000 Juden in den Tod geschickt. Die Gewalt, der die Menschen ausgesetzt waren, übertraf die Gewalt, die schon vorher alle in Angst und Schrecken versetzte. Nur wem es gelang, dem Umschlagplatz auszuweichen, konnte sich noch einen kleinen Aufschub erhoffen.

Der Aufstand im Warschauer Ghetto

Von Juli bis September 1942 wurden 300 000 Personen verschleppt. Himmler schätzte, dass Anfang Januar 1943 noch etwa 40 000 Juden im Ghetto lebten. Die tatsächliche Zahl lag bei 55 000. So befahl er bei einem Besuch in Warschau im Januar 1943, weitere 8000 Juden zu deportieren, was deren sicheren Tod bedeutete. Dieser Befehl löste den Aufstand im Warschauer Ghetto aus. Es kam zu einem bewaffneten Widerstand der Ghettobewohner, als die Deutschen Himmlers Befehl in die Tat umsetzen wollten.

Moralischer Sieg und Niederlage im Kampf

Der Widerstand der Ghettobewohner reichte vom Verstecken und der Weigerung, sich zu melden, bis zum Kampf. So wurde auch die angestrebte Personenzahl für die Deportationen nicht erreicht. Die Deutschen brachen die Aktion ab, der Sieg der Juden währte aber nur kurz. Am 19. April 1943 kehrten die Deutschen zurück, ihnen standen 700 bis 750 "Kämpfer" des Ghettos gegenüber, die über fast keine Waffen verfügten. Die Juden kämpften und kämpften, mussten am Ende aber doch aufgeben, die Übermacht war zu groß und von außen kam keine Hilfe. Am 16. Mai 1943 gab es keinen jüdischen Wohnbezirk in Warschau mehr.

Mit Ausnahme ganz weniger kamen alle Warschauer Juden im Holocaust ums Leben. Der größte Teil wurde in das Vernichtungslager Treblinka deportiert und dort vergast. Doch der Aufstand im Warschauer Ghetto war für viele Juden ein Zeichen, dass sie fähig waren, sich zu wehren. Doch der Sieg blieb nur ein moralischer Sieg. 

In folgendem Video siehst du, wie das Leben der Menschen in einem Ghetto ausgesehen hat und wie schrecklich sie leiden mussten. Das Video richtet sich an Kinder und Jugendliche ab 12 Jahre. 

Leben im Ghetto

In den Ghettos warteten die Juden auf den Abtransport in die Vernichtungslager. Das größte Ghetto war das Ghetto in Warschau. Hier lebten viele Menschen unter schrecklichen Bedingungen. [ © history-vision.de / wikimedia ]

Quelle: © history-vision.de und wikimedia