Massenorganisationen
Verbände mit hoher Mitgliedszahl in der DDR
Massenorganisationen vertraten in der DDR bestimmte Gruppen in der Bevölkerung, dienten aber zugleich der politischen Einflussnahme. Sie trugen die Politik der kommunistischen Partei in die Gesellschaft. Sie waren zentralistisch und hierarchisch organisiert.
Mehrere Massenorganisationen erhielten Sitze in der Volkskammer und wurden somit wie Parteien behandelt. Zugleich waren viele Mitglieder der Massenorganisationen auch Mitglied der SED und somit von ihr direkt beeinflusst.
FDGB - Freier Deutscher Gewerkschaftsbund
Der FDGB vereinigte 15 Einzelgewerkschaften zu einem Dachverband der Gewerkschaften. Er vertrat nach außen die Rechte von Arbeitern und Angestellten, war aber praktisch eine weitere wichtige Säule im Herrschaftssystem der DDR. Eine berufliche Karriere war ohne Mitgliedschaft im FDGB schwierig.
1986 besaß der FDGB 9,6 Millionen Mitglieder, das waren 98 Prozent aller Arbeiter und Angestellten. In der Volkskammer war der FDGB die zweitstärkste Fraktion nach der SED.
FDJ - Freie Deutsche Jugend
Die FDJ war der sozialistische Jugendverband der DDR für alle Jugendlichen ab 14 Jahren. Er war der einzige staatlich anerkannte Jugendverband. Es gab für die Mitglieder Freizeitangebote, Jugendklubs und organisierte Ferienreisen. Wer kein Mitglied war, musste mit Nachteilen bei der Berufswahl rechnen oder konnte die Oberschule nicht besuchen.
So stieg die Anzahl der Mitglieder stetig an: 1961 waren 49 Prozent der Jugendlichen zwischen 14 und 25 Jahren Mitglied in der DDR, 1986 waren es 74 Prozent, 1989 88 Prozent. Der FDJ erhielt je nach Wahlperiode zwischen 30 und 40 Sitze in der Volkskammer. Mehr zur FDJ unter Jugend in der DDR.
DFD - Demokratischer Frauenbund Deutschlands
Der DFD war ein Bund für Frauen. Obwohl er anfangs unabhängig war und sich vor allem für Frauenrechte einsetzte, geriet auch der Frauenbund bald zu einer ideologisch von der SED abhängigen Massenorganisation.
Auch der DFD schickte Abgeordnete in die Volkskammer. 1985 hatte der DFD 1,5 Millionen Mitglieder.
KB - Kulturbund
Im Kulturbund schlossen sich insbesondere Kulturschaffende und Kulturinteressierte zusammen. Gegründet wurde er als überparteilicher und antifaschistischer Bund.
Die SED nutzte den Kulturbund dann für ihr Ziel, eine sozialistische Kultur zu schaffen. Er wurde zu einer der Massenorganisationen und entsandte Mitglieder in die Volkskammer. 1985 hatte der KB etwa 260.000 Mitglieder.
VdgB - Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe
Die VdgB war eine Massenorganisation für die ländliche Bevölkerung. Sie unterstützte zunächst, ganz im Sinne der SED, die Bodenreform, dann den Aufbau der sozialistischen Landwirtschaft und die Bildung von LPGs.
1950 bis 1963 und 1986 bis 1990 besaß auch die VdgB Sitze in der Volkskammer.
Andere Massenorganisationen
Es gab noch weitere Massenorganisationen, die die SED für ihre Zwecke nutzte, die aber keine Sitze in der Volkskammer besaßen. Dazu gehörten der Turn- und Sportbund, die Gesellschaft für Sport und Technik, der Verband der Kleingärtner und die Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft.