René

René ist in der Jungen Gemeinde

Meine Eltern waren, so lange ich denken kann, in unserer Kirchengemeinde aktiv. Ich bin da also mit aufgewachsen. Sie wollten nicht, dass ich Mitglied bei den Jungen Pionieren werde und so gehörte ich dann zu den wenigen in meiner Klasse (außer mir nur noch ein Junge und ein Mädchen), die mittwochs nicht zu den Pioniernachmittagen durften.

Das fand ich zuerst natürlich blöd, weil ich mich ausgeschlossen fühlte. Irgendwann habe ich gemerkt, dass manche aber auch neidisch waren, weil ich eben nicht an den langweiligen SERO-Sammlungen teilnehmen musste... SERO sind die Sekundärrrohstoffe, also Altpapier, Altglas und so was. Ich hatte frei, das war dufte!

In die Schule bin ich an sich ganz gern gegangen. Im polytechnischen Unterricht habe ich zum Beispiel gelernt, wie man feilt und hobelt oder wie man technische Zeichnungen macht. In PA, das ist Produktive Arbeit, musste ich Teile in Waschmaschinen einbauen. So was hat man in der BRD nicht in der Schule gelernt.

Nicht so toll fand ich allerdings Wehrkunde. Meine Eltern wollten mich davon befreien lassen, aber das ging nicht. Wir mussten dann mit Gasmaske durchs Gelände robben und uns praktisch auf den Dritten Weltkrieg vorbereiten... Wir haben gelernt, wie man sich angeblich vor einem Atompilz schützt und wie man Handgranaten wirft.

Ich habe angefangen, mich bei uns in der Jungen Gemeinde zu engagieren. An meinem Parka trug ich einen Button, auf dem stand: "Schwerter zu Pflugscharen". Dafür habe ich dann in Staatsbürgerkunde eine Fünf bekommen. Das fand ich total ungerecht, aber ich hab mich trotzdem nicht von meinem Weg abbringen lassen.

Die Kirche bot mit ihren Räumen einen gewissen Freiraum, der mir ganz wichtig wurde. Hier konnte man offen diskutieren und seine Meinung sagen. Dass von der Firma Horch und Guck natürlich auch wer angeheuert worden war, erfuhren wir erst nach der Wende.