Frankreich und seine Präsidenten: Von de Gaulle zu Mitterrand
Frankreichs Präsidenten von den 60er bis in die 80er Jahre
Charles de Gaulle (Amtszeit 1958-1969)
Seit 1958 bestand in Frankreich die Fünfte Republik. Seitdem war Charles de Gaulle Staatspräsident. Er war der erste Präsident, der nach der neuen Verfassung gewählt worden war. Das Parlament erhielt weniger Rechte, die Regierung und der Präsident erhielten mehr Befugnisse. Seit 1962 wurde der Präsident zudem direkt vom Volk gewählt.
Mai 1968
Stark erschüttert wurde die Fünfte Republik im Mai 1968. Wie auch in der Bundesrepublik, protestierten Studenten vehement gegen die alte Ordnung. In Frankreich stellte sich die politische Ordnung seit dem Zweiten Weltkrieg als besonders konservativ dar.
Die Proteste richteten sich auch gegen schlechte Studienbedingungen, den Vietnamkrieg und gegen die erstarrte Gesellschaft.
Doch nicht nur Studenten protestierten, auch viele Künstler und Intellektuelle fühlten sich unterdrückt und in ihrer künstlerischen Freiheit eingeschränkt. Auch sie wurden in Demonstrationen von Polizisten niedergeknüppelt. Schon Ende 1967 hatten die Proteste begonnen.
Nachdem die Pariser Universität gewaltsam geräumt wurde, kam es anschließend zu Straßenschlachten und Barrikadenbauten. Dann legte ein wochenlanger Generalstreik das ganze Land lahm. De Gaulle kündigte schließlich an, Reformen im Bildungssystem durchzuführen.
Es kam langfristig zu kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Reformen. Bei angesetzten Neuwahlen gewannen die Konservativen jedoch hoch.
De Gaulle blieb bis 1969 Staatspräsident. Dann trat er zurück und seine Amtszeit endete, nachdem eine Abstimmung der Bürger zu einer Regionalreform gegen ihn ausfiel. Sein Nachfolger wurde sein ehemaliger Premierminister Georges Pompidou.
Georges Pompidou (1969-1974)
Georges Pompidou verfolgte in seiner Amtszeit wie de Gaulle eine konservative Politik. Er vertrat den nach dem früheren Präsidenten de Gaulle benannten Gaullismus. Diese Strömung tritt für einen zentralistisch geführten Staat ein, ihre Anhänger fühlten sich Frankreich eng verbunden (patriotisch) und wollten Frankreichs Bedeutung innerhalb Europas stärken.
In der Wirtschaft und Technik standen die Gaullisten dem Fortschritt jedoch positiv gegenüber. So trieb Pompidou die Modernisierung Frankreichs voran. 1971, also noch vor der Ölkrise, beschloss Frankreich die Nutzung von Kernenergie.
Valéry Giscard d'Estaing (1974-1981)
Valéry Giscard D'Estaing war ein liberal-bürgerlicher Politiker. So stand er einer Öffnung Frankreichs zu Europa wesentlich offener gegenüber als seine Vorgänger. Er setzte in seiner Amtszeit ab 1974 mehrere Reformen durch.
Wie in der Bundesrepublik wurden die Gesetze zur Ehescheidung und zur Abtreibung modernisiert, das Volljährigkeitsalter von 21 auf 18 Jahre gesenkt. Im Zuge der Ölkrise führte Giscard d'Estaing 1975 die Sommerzeit ein.
Die enge Zusammenarbeit mit Bundeskanzler Helmut Schmidt führte zur Schaffung einer künstlichen europäischen Währung - dem Vorläufer des Euro. Erstmals trafen sich die wirtschaftlich bedeutendsten Staaten 1975 in Frankreich, damals als G6, lange als G7, heute als G8 (Bundesrepublik, Frankreich, USA, Japan, Großbritannien, Italien - 1976 kam Kanada dazu, 1998 Russland).
Die Präsidentschaftswahlen 1981 verlor Giscard d'Estaing gegen François Mitterrand.
François Mitterrand (1981-1995)
Erstmals übernahm 1981 die sozialistische Partei unter dem Präsidenten François Mitterrand die Macht. In dieser Zeit schossen die Arbeitslosenzahlen auch in Frankreich in die Höhe, die Wirtschaft war in einer Krise. Trotzdem führte Mitterrand einen Mindestlohn und Familienbeihilfen ein. Erst Mitte der 80er Jahre besserte sich die Lage wieder.
Mitterrand verstaatlichte Banken und einige Industriezweige, er schaffte die Todesstrafe und die Kernwaffentests ab und stärkte die Regionen Frankreichs gegenüber der Hauptstadt Paris (Dezentralisierung).
Mit Helmut Kohl, ab 1982 Bundeskanzler, trieb Mitterrand die Europapolitik voran. Bei einem Treffen der beiden Staatschefs in Verdun kam es 1984 zu einer international beachteten Geste des Handhaltens. Der deutschen Wiedervereinigung stand Mitterrand jedoch 1989 skeptisch gegenüber, weil er fürchtete, Deutschland könne zu mächtig werden.