Die Frankfurter Küche

Vorläufer der Einbauküche: die Frankfurter Küche

Viele Wohnungen in Deutschland besitzen heutzutage eine Einbauküche. Dabei werden die Küchengeräte und Küchenmöbel in eine Küchenzeile eingebaut statt einzeln zu stehen.

So wird der Raum besser ausgenutzt und es gibt eine zusammenhängende Arbeitsplatte. Zum Vorläufer und Urtyp der Einbauküche wurde die Frankfurter Küche.
 

Margarete Schütte-Lihotzky

Die Frankfurter Küche wurde 1926 von der Wiener Architektin Margarete Schütte-Lihotzky (1897-2000) erfunden. Sie war übrigens die erste Frau, die in Österreich ein Architekturstudium abschloss. Ihr Professor Oskar Strnad plante in Wien erschwingliche Wohnungen für Arbeiter und war ein Vorreiter des sozialen Wohnungsbaus. Angespornt durch ihn plante Margarete Wohnhäuser für Invaliden und Veteranen des Ersten Weltkrieges.
 

Ernst May und das Neue Frankfurt

Der deutsche Architekt Ernst May hörte von Margaretes Arbeit. May betreute das Projekt neues Frankfurt. Dieses Programm sollte zwischen 1925 und 1930 neuen Wohnraum in Frankfurt am Main schaffen. Die schlimme Wohnungsnot wurde durch das Projekt beendet.

12.000 neue Wohnungen entstanden. Und nicht nur das: Sie setzten Maßstäbe im Wohnungsbau. Form und Design gehören zur klassischen Moderne, der Wohnkomfort war trotz vergleichsweiser geringer Kosten groß.
 

Komfort für die Hausfrau

May holte Margarete Lihotzky nach Frankfurt und betraute sie mit der Ausarbeitung der Küche für die neuen Wohnungen. Margarete entwarf die "Frankfurter Küche" in drei Größen. Ihr Ziel war es, auch auf kleinem Raum größtmöglichen Komfort und eine gute Ausrüstung für die Hausfrau zu schaffen.

Alle wichtigen Dinge sollten mit einem Handgriff erreichbar sein. Außerdem sollte eine Vielzahl von Gerätschaften die Arbeitsgänge verkürzen. Damit wurde ein System aus der Arbeitswelt (Verkürzung von Arbeitsabläufen) auf den Haushalt übertragen. Die Frau sollte so auch weniger Zeit in der Küche verbringen müssen und mehr Freiraum für ihre Familie haben.
 

Blau-Grün vertreibt Fliegen

Alle Holzteile wurden in einem blau-grünen Farbton strichen, denn angeblich sollen Fliegen diese Farbe meiden. An der Arbeitsplatte vor dem Fenster konnte man im Sitzen arbeiten. Unter einer Aussparung an der Seite befand sich eine Schütte für Abfälle. Gespültes Geschirr sollte auf einer Abtropffläche trocknen, sodass das Abtrocknen per Hand entfiel.

Der platzsparende, kleine Elektroherd kam nicht bei allen Hausfrauen gut an, weil die Stromkosten ihnen zu hoch waren. So kamen zusätzlich ein kombinierter Kohle-Elektro-Herd und eine Kochkiste ins Angebot. In eine Kochkiste stellte man aufgekochte Gerichte zum langsamen Weitergaren.