Russischer Bürgerkrieg und Gründung der Sowjetunion
Bürgerkrieg in Russland
Nach der Oktoberrevolution 1917 folgte in Russland ein grausamer Bürgerkrieg. Er wurde vor allem zwischen der Roten und Weißen Armee geführt. Die Bolschewiken waren in der Oktoberrevolution unter der Führung von Lenin an die Macht gekommen. Von ihnen war die Rote Armee aufgebaut worden. Sie waren Kommunisten.
Die Gegner von Sowjetrussland und der Bolschewiken stellten eine Weiße Armee dagegen. Diese wurde aber nicht einheitlich geführt, sondern bestand aus verschiedenen Gruppierungen mit unterschiedlichen Vorstellungen. Einige wollten das Zarentum zurück, andere waren für einen demokratischen Prozess. Alle waren sie aber gegen die Verstaatlichung des Eigentums und für ein einheitliches Russland.
Schlechte Organisation führte jedoch 1921 zur Niederlage der Weißen Armee, obwohl sie vom Ausland (z. B. von den USA und Großbritannien) unterstützt wurde. Im Bürgerkrieg verloren acht Millionen Menschen ihr Leben. Der Russische Bürgerkrieg begann nach der Oktoberrevolution und endete 1922.
Roter Terror
Während des russischen Bürgerkrieges wurde ein massiver Terror (Verbreitung von Angst und Schrecken durch Gewalt) ausgeübt. Die Bolschewiken – die in der Kommunistischen Partei aufgegangen waren – erschossen ihre Gegner oder brachten sie in Zwangsarbeitslager.
Durchgeführt wurden diese Maßnahmen von der neu gegründeten Geheimpolizei Tscheka. Sie richteten sich gegen wohlhabende Bauern (Kulaken), das Bürgertum, die Menschewiken und überhaupt alle, die gegen sie waren.
Kriege an den Grenzen
Mit Polen kämpfte Russland 1919 bis 1921 um das Grenzgebiet. Weil Russland auch durch den anhaltenden Bürgerkrieg stark geschwächt war, musste es schließlich ein großes Gebiet an Polen abgeben. Die Polen gewannen die entscheidende Schlacht bei Warschau im "Wunder an der Weichsel".
Die Unabhängigkeit Finnlands wurde von Russland ebenso anerkannt wie die der Staaten auf dem Baltikum. Die Ukraine jedoch wurde nach einem blutigen Kampf an Russland angeschlossen.
Kriegskommunismus und Neue Ökonomische Politik
Während des Bürgerkrieges wurden alle Unternehmen unter staatliche Kontrolle gestellt. Privater Grundbesitz wurde ebenfalls abgeschafft. Die gesamte Wirtschaft sollte zentral verwaltet werden (Planwirtschaft). Privater Handel sollte genauso wie das Geld komplett abgeschafft werden. Die Wirtschaftspolitik dieser Zeit nennt man auch Kriegskommunismus.
Ziel war es, die am Boden liegende Wirtschaft wieder auf die Beine zu bringen und Hunger und Armut im Land zu beseitigen. Gewalt bei der Durchsetzung dieser Ziele wurde als notwendig erachtet. Doch der Lebensstandard in der Bevölkerung sank immer weiter.
Ein neues Konzept musste her! Lenin und Trotzki setzten es 1921 durch. Es wurde Neue Ökonomische Politik (NEP) genannt. Die Politik des Kriegskommunismus wurde geöffnet, Strukturen der Marktwirtschaft zugelassen. Es durfte wieder mit Gewinn produziert werden, Privateigentum war erlaubt.
Die Versorgungslage verbesserte sich. Aber nun erreichten einige Kaufleute erheblichen Wohlstand – was wiederum dem Kommunismus widersprach und darum nicht gern gesehen wurde. Die NEP wurde 1927 darum wieder abgeschafft.
Gründung der Sowjetunion
Im Dezember 1922 wurde die Sowjetunion gegründet. In ihr schloss sich die Russische Sowjetrepublik mit umliegenden Sowjetrepubliken zusammen, die in der Ukraine, in Weißrussland und im Transkaukasus ausgerufen worden waren.
Bis 1940 kamen weitere Sowjetrepubliken hinzu, insgesamt gab es dann 15 Unionsrepubliken. Moskau wurde Hauptstadt. Lenin wurde Regierungschef. Er gilt als Begründer der Sowjetunion.
Stalin und der Große Terror
Nach dem Tod Lenins 1924 kam es zu einem Machtkampf zwischen Leo Trotzki und dem Generalsekretär der Partei Josef Stalin, den letzterer schließlich für sich entschied. Unter Stalin wurde die NEP beendet, die Fünfjahrespläne wurden 1928 eingeführt.
Die Landwirtschaft wurde kollektiviert, Sowchosen und Kolchosen gebildet. Die selbstständigen Bauern (Kulaken) wurden verhaftet, enteignet, in Arbeitslager gebracht (deportiert) oder erschossen.
Die Folge der Maßnahmen war eine riesige Hungersnot 1932/33. Der Umbau von einem rückständigen Agrarstaat zu einem Industriestaat gelang auf Kosten von Millionen von Menschen.
Ab 1935 wurde der Terror noch schlimmer, man spricht auch vom Großen Terror. Stalins "Säuberungsaktionen" richteten sich gegen jeden, der gegen das System war. Viele Menschen wurden in Arbeitslager (siehe oben: Roter Terror) gebracht und starben dort an Hunger, Erschöpfung und Krankheiten. Jeder Häftling, der zu mehr als 3 Jahren Haft verurteilt wurde, kam ebenfalls in einen Gulag.
Blick zurück
Russland wurde durch die Oktoberrevolution 1917 zu einem kommunistischen Staat, der Russischen Sowjetrepublik. Der Zar hatte schon in der Februarrevolution 1917 abgedankt, im Juli 1918 wurde die gesamte Zarenfamilie ermordet.
Im Frieden von Brest-Litowsk – geschlossen zwischen Russland und den Mittelmächten - gab Russland im März 1918 große Gebiete in die Unabhängigkeit ab, nämlich Polen und Litauen. Außerdem wurden die Ukraine und Finnland als selbstständige Staaten anerkannt.