Der Mensch wird durchsichtig

Ein Physiker in einem Labor. Alles dunkel, still und unheimlich. Doch plötzlich leuchten Strahlen durch die Gegenstände des Raumes. Wie ein Blitz aus dem Dunkel. Was ist passiert?

So oder ähnlich fand die Entdeckung der Röntgenstrahlen statt, die seinen Entdecker, Wilhelm Conrad Röntgen, selbst in Erstaunen versetzte. Für seine Entdeckung erhielt Röntgen als Erster den Nobelpreis für Physik. Sie hatte weitreichende Konsequenzen für die Fortschritte in der Medizin.

Einfach und bescheiden: Conrad Röntgen

Am 8. November 1895 war es nicht das erste Mal, dass Conrad Röntgen mit Strahlung experimentierte. Doch bis zu diesem Zeitpunkt war ihm der Erfolg als Erfinder und Entdecker versagt geblieben. Das änderte sich nun und trotz dieses Erfolges blieb Conrad Röntgen ein bescheidener Mensch, der in erster Linie Wissenschaftler war und sein Wissen nicht verkaufte.

Geboren wurde Wilhelm Conrad Röntgen am 27. März 1845 in Lennep, das lag im heutigen Nordrhein-Westfalen und ist heute ein Stadtteil von Remscheid. Abitur hatte er nicht, denn er wurde wegen eines angeblichen Streiches vor seinem Abschluss von der Schule verwiesen. Diesen Streich hatte er nicht einmal selbst begangen, sondern er wollte nur seine Klassenkameraden retten. Conrad Röntgen war ein hilfsbereiter, ehrlicher und mutiger Mensch.

Die Entdeckung der berühmten X-Strahlen

Weil er ja keinen Abschluss hatte, musste er erst einmal eine Universität suchen, die ihn aufnahm, was ihm am Ende auch gelang. Er durfte studieren, machte einen Abschluss als Ingenieur im Fach Maschinenbau und erhielt den Doktortitel in Physik. Als Wissenschaftler kam er an die Universität Würzburg, an der er seine Forschungen fortsetzte, die zur Entdeckung der berühmten X-Strahlen führen sollten. So nannte man nämlich zunächst die Strahlen, die Conrad Röntgen entdeckt hatte. Nur in Deutschland heißen die englischen x-rays (X-Strahlen) Röntgenstrahlen, eben nach ihrem Entdecker.

Einen Blick nach innen werfen

Die wichtigste Entdeckung Röntgens war, dass diese Strahlung durch Materie hindurchgehen konnte und man mittels Fotografie auch in das Innere der Materie hineinschauen konnte. Eben auch in das Innere eines Menschen, eine Tatsache, die zuvor unvorstellbar war. Auch unsere heutigen Röntgenbilder, und bestimmt bist auch du schon einmal geröntgt worden, haben ihre Grundlage in dieser Tatsache.

Die Nachricht von den geheimnisvollen Strahlen verbreitete sich wie ein Lauffeuer und sogar Kaiser Wilhelm II. war begeistert. Röntgen selbst zeichnete ja das Merkmal Bescheidenheit aus und so ließ er seine Entdeckung nicht einmal als Patent anmelden, um daraus finanziellen Gewinn zu erzielen. Dadurch machte er gleichzeitig den Weg frei für andere, mit den Strahlen weiter zu arbeiten.

Das erste "Röntgenfoto"

Berühmt wurde auch das Foto, das Röntgen von seiner Frau Berta angefertigt hatte und das als erstes "Röntgenfoto" in die Geschichte der Medizin einging. Die arme Frau musste ihre Hand für dieses Bild 25 Minuten der gefährlichen Strahlung aussetzen. Aber niemand wusste damals etwas von der schädigenden Wirkung der Strahlen und dem hohen Krebsrisiko, dem die Entdecker und ihre jeweiligen Versuchspersonen ausgesetzt waren.

Als Conrad Röntgen 1901 den Nobelpreis für Physik erhielt, stiftete er den Preis der Universität Würzburg. Schwer zu schaffen machte ihm der Tod seiner Frau Berta im Jahr 1919. Die Experimente mit den Röntgenstrahlen hatten wahrscheinlich nicht nur ihr geschadet, denn auch Conrad Röntgen starb wenige Jahre später im Jahr 1923 an Darmkrebs. Die jahrelange Beschäftigung mit "seinen" Strahlen hatte wahrscheinlich auch ihm Schaden zugefügt.

Noch mehr Strahlung

Doch die Geschichte der Strahlen sollte noch lange nicht zu Ende sein, denn schon ein Jahr nach der Entdeckung der X-Strahlen gelang einem französischen Wissenschaftlicher mit dem Namen Antoine Becquerel (1852-1908) ebenfalls, eine bisher unbekannte Art von Strahlung zu entdecken. Diese Strahlung, die so viel Heil, aber auch gleichzeitig so viel Unheil anrichtete, wurde kurz darauf von einer seiner Doktorantinnen "radioaktiv" "getauft", nachdem sie das Element Radium isoliert hatte.  Diese Frau war Marie Curie. Auch sie sollte für ihre Entdeckungen gleich zwei Nobelpreise erhalten und ihre Forschungen und wissenschaftlichen Untersuchungen am Ende ebenfalls mit dem Leben bezahlen.


Auf dem Video siehst du den Vorgang des Trinkens, gefilmt mittels Röntgen-Kinemathographie:

Der Mensch wird durchsichtig, das ermöglichen die Röngtenstrahlen. Gustav Röntgen hat es möglich gemacht. Doch die neue Technik war gleichzeitig sehr gefährlich. Nur wussten das die Leute oft nicht. [ © Röntgenmuseum Remscheid ]

Vielen Dank an das Röntgenmuseum Remscheid, das uns den kleinen Film zur Verfügung gestellt hat.