Medizinische Versorgung: Poliklinik und Krankenhaus
Krank in der DDR? Erstmal in die Poliklinik!
Wenn man in der DDR krank wurde, ging man meistens in eine Poliklinik. Aber wer bezahlte die Behandlung, wie war man krankenversichert? In der DDR gab es nur ein Versicherungsunternehmen: die Staatliche Versicherung.
Über diese Versicherung war jeder DDR-Bürger auch krankenversichert. Der Beitrag für die Kranken- und Rentenversicherung betrug 20 Prozent des Bruttoeinkommens, wovon der Betrieb die Hälfte übernahm, die andere Hälfte zahlte der Arbeiter. Vom Arzt verschriebene Medikamente waren genauso kostenlos wie die Behandlung.
Polikliniken der DDR
Die ambulante medizinische Versorgung übernahmen neben Arztpraxen vor allem Ambulatorien und Polikliniken. Ein Ambulatorium bestand aus bis zu vier Facharztpraxen.
Eine Poliklinik war mit mindestens fünf Abteilungen, einem Zahnarzt und einer Apotheke größer. Unter einem Dach praktizierten hier Allgemeinmediziner, Frauen- und Augenärzte, Zahnärzte, Hautärzte und Orthopäden. Die Ärzte waren staatliche Angestellte. Große Betriebe besaßen eigene Betriebsärzte und Polikliniken.
Die Zahl der privaten Arztpraxen nahm mit der Zeit immer mehr ab zugunsten der Polikliniken, denn neue Genehmigungen zur Niederlassung wurden nicht erteilt. Wie die gesamte Verwaltung der DDR wurde so auch das Gesundheitswesen immer mehr zentralisiert. Polikliniken waren bald flächendeckend im Land vorhanden, also auch auf dem Land.
Vorteile einer Poliklinik sind, dass Patienten keine weiten Wege von einem Facharzt zum anderen haben, dass die Ärzte teure Geräte gemeinsam anschaffen und nutzen können. Doppelte Untersuchungen werden vermieden und alle Ärzte haben Zugriff auf die Patientenakte.
Doch die Nachteile wogen schwer in der DDR: Als Angestellte absolvierten die Ärzte oft nur ein Pflichtprogramm. Weil die Ärzte ständig wechselten, konnte kein persönliches Arzt-Patient-Verhältnis entstehen. Die Wartezeiten waren lang, die Geräte oft veraltet.
Krankenhäuser in der DDR
Für die stationäre Behandlung gab es auch in der DDR Krankenhäuser. Viele waren um 1900 erbaut worden und genügten modernen Anforderungen nicht.
Das bekannte Krankenhaus Charité lag nach der Teilung der Stadt in Ost-Berlin, direkt an der Mauer. Es wurde das führende Krankenhaus der DDR, angegliedert an die Humboldt-Universität.
Regierungskrankenhaus Buch
Das größte Krankenhaus war jedoch die Klinik Berlin-Buch mit mehr als 3000 Betten. Hier befand sich auch das Regierungskrankenhaus der DDR. Hinein kam man jedoch nur mit Sonderausweis. Hier wurden nämlich nur Mitglieder der Regierung, hohe Funktionäre oder Staatsekretäre behandelt.
Neben der besten medizinischen Versorgung, die auch Geräte und Medikamente aus dem Westen beinhaltete, wohnte es sich hier wie in einem Hotel. Nach außen wurde der Luxus natürlich geheim gehalten - tatsächlich offenbarte sich hier eine Zweiklassen-Medizin im Staat der Arbeiterklasse.
Schnelle Medizinische Hilfe: SMH
Für alle medizinischen Notfälle war seit 1976 die Schnelle Medizinische Hilfe (SMH) zuständig. Die Notfallnummer war die 115. Über eine Leitstelle wurde der Notarzt geschickt bzw. der Krankentransport eingeleitet.
Organisiert wurde die SMH vom Deutschen Roten Kreuz (DRK). Das war 1952 in der DDR neu gegründet worden. Neben der SMH war es zuständig für Katastrophenschutz, Gesundheitserziehung, Pflege und Blutspenden.