Klassik aus der DDR

Komponisten der DDR - von Ottmar Gerster bis zu Hanns Eisler

Klassische Musik nahm in der DDR wie das Theater einen hohen Stellenwert ein. Es gab viele angesehene Opernhäuser, wie die Semperoper in Dresden oder die Staatsoper in Berlin. Die Anzahl an Sinfonieorchestern war riesig.

Besonders hoch angesehen war die Barockmusik.

Musikfestspiele zu Ehren eines Komponisten fanden statt in Halle für Händel, in Leipzig für Bach oder in Magdeburg für Telemann.

Der Thomanerchor aus Leipzig und der Kreuzchor aus Dresden erlangten Weltruhm, ebenso die Dirigenten Herbert Kegel (1920-1990) und Kurt Masur (geb. 1927).

Die 1950 in Berlin gegründete Hochschule für Musik (ab 1964 unter dem Namen Hochschule für Musik "Hanns Eisler") gehört bis heute zu den führenden Musikhochschulen in Europa.
 

Sozialistischer Realismus in der Musik

Vor allem in den 1950er Jahren wurde von offizieller Seite der Stil des Sozialistischen Realismus gefordert. Das galt für die Musik genauso wie für Literatur, Film, Kunst oder Architektur.

Die sozialistisch-realistische Musik war eingängiger, optimistisch und den alten Traditionen verpflichtet. Volkslieder oder zumindest Melodien der Volkslieder wurden stark einbezogen. Die Musik sollte dem Volk verbunden und verständlich sein. Auch Inhalte und Texte sollten die Menschen aufrufen, sich am Aufbau des Sozialismus zu beteiligen.

Ottmar Gerster (1897-1969) und Leo Spies (1899-1965) vertraten diese Richtung der Musik am stärksten. Das bekannteste Werk Gersters ist die "Festouvertüre 1948". Darin verarbeitet er die Revolution von 1848 und verknüpft sie mit Kampfliedern des Sozialismus. Auch Spies war sehr angesehen und erhielt 1957 den Nationalpreis.
 

Neue Musik in der DDR

Doch auch die "Neue Musik" (siehe: Die Neue Musik) hatte ihre Anhänger in der DDR - auch wenn sie offiziell weniger anerkannt war. Sie war um 1910 entstanden und wurde in den 1920er Jahren durch Arnold Schönberg und Igor Strawinsky weiterentwickelt. Beide brachen mit den musikalischen Traditionen, wenn auch auf ganz unterschiedliche Art und Weise.

Die bekanntesten Komponisten der Neuen Musik in der DDR waren Hanns Eisler, Paul Dessau und Günter Kochan. Eisler und Dessau waren als überzeugte Kommunisten jüdischer Herkunft beide 1933 emigriert und hatten sich zu einem Leben in der DDR entschlossen. Beide waren zudem mit Bertolt Brecht bekannt.
 

Hanns Eisler (1898-1969)

1949 schrieb Eisler, zusammen mit dem Dichter Johannes R. Becher, die Nationalhymne der DDR"Auferstanden aus Ruinen". Eisler war ein Schüler von Arnold Schönberg und arbeitete eng zusammen mit Bertolt Brecht, für dessen Stücke er vielfach Musik komponierte.

Zu Eislers bekanntesten Liedern für den Sozialismus gehört die Musik zum "Solidaritätslied" und zum "Einheitsfrontlied" (siehe auch: Singen im Alltag). Auch Filmmusik komponierte er. Einerseits war Eisler hoch angesehen, andererseits wurde er auch kritisiert, weil seine Musik nicht immer den Forderungen der Partei entsprach.
 

Paul Dessau (1894-1979)

Auch Dessau entschloss sich, in der DDR zu leben. Er zog 1948 nach Ost-Berlin, ab 1954 in Zeuthen (Brandenburg). Er schrieb mehrere musikalische Stücke für die Aufführung von Brechts Stücken, z. B. für "Mutter Courage" (1949) oder "Das Verhör des Lukullus" (1951). Zu seinem Werk gehören Opern, Sinfonien, Bühnen- und Ballettmusik, Hörspiele, Filmmusik, Chöre und Lieder (z. B. das Aufbaulied der FDJ). Als Vertreter der Neuen Musik stand Dessau immer wieder in der Kritik, während er gleichzeitig hoch angesehen war - ganz ähnlich wie Eisler.
 

Günter Kochan (1930-2009)

Kochan gehörte der nächsten Generation von Komponisten an. Er war ein Schüler von Hanns Eisler. Sein Werk lässt sich zwischen Sozialistischem Realismus und Neuer Musik einordnen. Kochan erhielt zahlreiche Preise der DDR. Sein ebenfalls breites Werk umfasst Orchesterwerke, Kammermusik, Chorwerke, Massenlieder und Filmmusik.