Die Nationalhymne
Am 1. Januar 1951 stellte Bundespräsident Theodor Heuss die dritte Strophe des Deutschlandliedes als Nationalhymne vor.
Die deutsche Hymne war belastet
Wie war das nun nach dem Krieg mit der deutschen Nationalhymne? Die deutsche Hymne war durch die Jahre des Nationalsozialismus belastet und noch 1945 verbot der Alliierte Kontrollrat, militärische Lieder oder gar Nazi-Lieder zu singen. Dazu zählte man auch die deutsche Hymne.
1949 wurden nach Gründung der Bundesrepublik alle Verbote allerdings erst einmal aufgehoben. Dies hieß aber noch nicht, dass man gleich auf eine Nationalhymne zurückgreifen wollte oder konnte. So gab es halt erst einmal gar keine Hymne. Nicht so schlimm, wirst du vielleicht sagen. Wozu braucht man überhaupt eine Hymne? Allerdings sollte sich dies im Laufe der Zeit doch als schwierig, um nicht zu sagen peinlich, herausstellen.
Welche Hymne sollte man für den Kanzler spielen?
Peinlich jedenfalls für den Kanzler der Bundesrepublik Konrad Adenauer. Dieser reiste nämlich zu einem Fußballspiel der Bundesrepublik Deutschland gegen Belgien. Dort spielte man als guter Gastgeber - was die Belgier ja sein wollten - zunächst die deutsche Nationalhymne. Doch wie sollte das gehen?
Eine deutsche Hymne gab es nicht und um überhaupt etwas zu spielen, musste das bekannte Karnevalslied "Wir sind die Eingeborenen von Trizonesien" als Hymne herhalten. "Trizonesien" war eine Bezeichnung für die Trizone. Im Jahr 1948 hatte man daraus einen Schlager gemacht, der dann eben als Hymne wohl ab und an zum Einsatz kam.
"Heidewitzka, Herr Kapitän"
Und es kam noch schlimmer: Auf einem Amerikabesuch begrüßte man Kanzler Adenauer auch schon mal mit "Heidewitzka, Herr Kapitän", ebenfalls ein bekannter und beliebter Schlager in Deutschland. Das war dem damaligen Bundeskanzler wahrscheinlich ziemlich peinlich.
Adenauer selbst sorgte dafür, dass die dritte Strophe der alten Nationalhymne zur neuen Hymne gemacht werden sollten. Und er setzte das gegen den Widerstand von vielen durch, denn damit waren am Anfang so einige gar nicht einverstanden, vor allem die Politiker der SPD. Denn das Lied weckte Erinnerungen an die Zeit des Nationalsozialismus, auch wenn es eigentlich schon sehr viel älter war und nicht von den Nazis erfunden wurde. Darüber kannst du auf der Kinderzeitmaschine Genaueres lesen.
Die alte Hymne wünschten sich vier von fünf Deutschen zurück
Konrad Adenauer argumentierte damit, dass die dritte Strophe unter den Nazis ja verboten gewesen sei. So kam es nach längerem Hin und Her dazu, dass Bundespräsident Theodor Heuss sich den Tatsachen beugte und das Lied als offizielle Nationalhymne bestimmte. Das durfte er nämlich als Bundespräsident. Er selbst fand das persönlich aber gar nicht so gut, weil auch für ihn das Lied belastet schien.
Es gab sogar eine Umfrage unter den Deutschen: Vier von fünf Bürgern wünschten sich wohl die alte Hymne zurück.
Blick voraus
Lange Zeit blieb die Frage, welche Strophe des Deutschlandliedes nun gespielt werden durfte, unbeantwortet. Erst 1991 erklärten der damalige Kanzler Helmut Kohl gemeinsam mit dem damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker das von Joseph Haydn komponierte Lied mit dem Text von Hoffmann von Fallersleben zur alleinigen Hymne der Deutschen. Gesungen werden durfte nur die dritte Strophe.