Willy Brandt, der erste Bundeskanzler der SPD
Wann war Willy Brandt Bundeskanzler?
1969 wurde Willy Brandt Bundeskanzler. Bis 1974 war er in diesem Amt. Er war der erste Bundeskanzler von der SPD. Bei der Bundestagswahl 1969 erreichten SPD und FDP zusammen nämlich genügend Stimmen für die Mehrheit im Bundestag. In einer gemeinsamen Koalition - der ersten sozialliberalen Koalition - regierten nun diese beiden Parteien. Und die SPD stellte darum also den Bundeskanzler: Willy Brandt.
Seit der Gründung der Bundesrepublik Deutschland 1949 war die CDU an der Regierung gewesen und stellte den Bundeskanzler: zunächst Konrad Adenauer, dann Ludwig Erhard, und schließlich in einer Großen Koalition Kurt Georg Kiesinger.
Was war anders unter dem SPD-Kanzler Willy Brandt?
Das Ziel der neuen Regierung war es, die Nachkriegsstarre zu überwinden. Reformen wurden angestoßen, zum Beispiel im Bereich der Bildung.
Bekannt ist Willy Brandt aber vor allem für seine Neue Ostpolitik. Unter ihm wurde das angespannte Verhältnis zur DDR und zu den anderen Ostblockstaaten überwunden.
Mit seinem Kniefall in Warschau setzte er international ein Signal. Dafür erhielt er 1971 den Friedensnobelpreis.
Motto von Brandts Politik
"Mehr Demokratie wagen" wurde zum Motto von Brandts Politik.
Die neue Verständigungspolitik im Ost-West-Konflikt stand unter der Losung "Wandel durch Annäherung" und folgte einer "Politik der kleinen Schritte".
Das Misstrauensvotum
Im Bundestag gab es aber nicht nur Zustimmung zur neuen Ostpolitik. Mehrere Abgeordnete wechselten aus Protest die Partei. So traten einige FDP-Abgeordnete in die CDU ein. Das kehrte plötzlich die Mehrheitsverhältnisse um.
Die CDU sah ihre Chance und stellte im April 1972 ein Misstrauensvotum gegen Brandt. Rainer Barzel (CDU) trat gegen Brandt an. Wider Erwarten fehlten Barzel zwei Stimmen, um Bundeskanzler zu werden. So blieb Willy Brandt also im Amt.
Die Vertrauensfrage und Neuwahlen
Da sich an den Mehrheiten aber nichts geändert hatte, stellte er schließlich selber einige Monate später die Vertrauensfrage.
Die Regierung enthielt sich der Stimme, um so bewusst Neuwahlen herbeizuführen. Bei dieser Bundestagswahl im November 1972 gewann die SPD deutlich und war erstmals die stärkste Fraktion. Willy Brandt wurde als Bundeskanzler bestätigt.
Der Rücktritt von Willy Brandt
Im April 1974 stellte sich heraus, dass der persönliche Referent Brandts, Günter Guillaume, ein Spion der DDR war. Man fürchtete, der Kanzler sei nun erpressbar, denn Guillaume wusste ganz Persönliches aus dem Umfeld Brandts.
Willy Brandt entschloss sich zum Rücktritt. Allerdings spielte dabei wohl auch seine angeschlagene Gesundheit eine Rolle.
Wenige Tage nach dem Rücktritt wählte der Bundestag Helmut Schmidt zum neuen Bundeskanzler.