Joseph Beuys oder: Ist jeder Mensch ein Künstler?
Wer war der Künstler Joseph Beuys?
Joseph Beuys (1921-1986) studierte an der Düsseldorfer Kunstakademie Bildhauerei und begann in den 50er Jahren als Künstler zu arbeiten. Sein Filzhut und sein weißes Hemd mit Anglerweste darüber wurden zu seinem Markenzeichen.
Professor an der Kunstakademie
1961 wurde er selbst Lehrer an der Kunstakademie Düsseldorf. Beuys betreute als Kunstprofessor eine große Anzahl von Schülern, von denen viele selbst sehr bekannt wurden, z. B. Katharina Sieverding oder Jörg Immendorff. In sogenannten Ringgesprächen diskutierte er mit seinen Schülern Theorien zur Kunst.
Kündigung von Beuys
1972 wurde Joseph Beuys an der Kunstakademie fristlos gekündigt. Er war der Meinung, dass jeder, der Kunst studieren wolle, dies auch tun können solle.
Das Bewerbungsverfahren lehnte er ab und nahm einfach alle Studenten auf, die bei ihm studieren wollten. So hatte er im Oktober 1971 plötzlich 400 Studenten.
Er wurde verwarnt, besetzte aber 1972 mit abgewiesenen Studenten die Kunstakademie und wurde schließlich fristlos entlassen.
Der Protest bei Studenten und Künstlerkollegen war groß. 1980 wurde gerichtlich entschieden, dass Beuys sein Atelier behalten und den Professorentitel weiter führen dürfe, das Arbeitsverhältnis mit der Kunstakademie aber aufgelöst sei.
Beispiele von Aktionen von Joseph Beuys
Festum Fluxorum Fluxus
Schon ab 1960 machte Beuys durch ungewöhnliche Aktionen auf sich aufmerksam. Von der klassischen Bildhauerei wandte er sich ab. Im Februar 1963 organisierte er in der Kunstakademie ein internationales Fluxus-Festival, das "Festum Fluxorum Fluxus".
Dort führte er eine Aktion mit einem toten Hasen und Klaviermusik sowie die "Komposition für 2 Musikanten" vor, bei der er ein Blechspielzeug auf die Bühne stellte und abspielen ließ.
Wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt
1965 eröffnete Beuys eine Ausstellung mit der Aktion "wie man dem toten Hasen die Bilder erklärt". Bei geschlossener Tür konnte das Publikum nur durch die Fenster beobachten wie Beuys (mit Blattgold und Honig auf dem Kopf) drei Stunden lang einem toten Hasen, den er auf dem Arm trug, die ausgestellten Bilder erklärte.
Ironisch stellte er so die Frage, ob man Kunst überhaupt erklären kann oder muss.
Eurasienstab und Celtic - Fluxus
Die Aktion "Eurasienstab" führte Beuys 1967 in Wien und 1968 in Antwerpen auf. Es ging um die Überwindung des Ost-West-Konflikts und die Utopie eines vereinigten Kontinents von Europa und Asien.
Eine in Mull, Stoff oder Filz gehüllte Figur mit Hirtenstab stand für den Eurasier. Zu Orgelmusik führte Beuys bei der Aktion einen Kupferstab durch den Raum, der mit Filz und einer Fettecke ausgestattet war.
Wie "Eurasienstab" war auch "Celtic" eine Fluxus-Aktion mit Musik. Hier machte Beuys z. B. Verrenkungen, kratzte Gelatine von den Wänden und goss diese über sich aus.
I like America and America likes me
Zur Eröffnung einer Galerie in New York führte Beuys 1974 diese Aktion auf. Bei der Ankunft in Amerika ließ er sich am Flughafen in Filz wickeln und in einem Krankenwagen zur Galerie fahren.
Dort verbrachte er mehrere Tage zusammen mit einem jungen Kojoten namens "Little John", ehe er sich auf die gleiche Weise wieder zum Flughafen bringen ließ. Von Amerika sah er darum gar nichts.
Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung (7000 Eichen)
Ein späteres Werk ist die "Stadtverwaldung". Ab 1982 ließ Beuys bis zu seinem Tod mehrere tausend Eichen in Kassel pflanzen, jeweils begleitet von einem Basaltstein. 1987 wurde das Projekt zur Veränderung des städtischen Lebensraums abgeschlossen.
Beispiele für Installationen von Joseph Beuys
The pack (das Rudel)
Seinen Durchbruch auf dem Kunstmarkt hatte Beuys 1969 mit der Installation "The pack (das Rudel)", einem alten VW-Bus mit 24 Schlitten, auf denen sich jeweils eine Skulptur aus Bienenwachs, eine Filzdecke und eine Stablampe befanden. Die Installation befindet sich in der Neuen Galerie in Kassel.
Block Beuys
Die Installation umfasst sieben Räume im Hessischen Landesmuseum in Darmstadt. 250 plastische Arbeiten sind hier zu sehen. Viele enthalten Beuys' bevorzugte Materialien Filz und Fett, z. B. der "Stuhl mit Fett".
Jeder Mensch ist ein Künstler
Beuys vertrat die Theorie, dass jeder Mensch ein Künstler sei. Er entwickelte ab 1972 die Auffassung von einem "erweiterten Kunstbegriff". Kunst sollte die Gesellschaft verändern. Sie sollte sich lösen von alten Maßstäben, was "schön" sei.
Der Skandal um die Fettecke
Großes Echo in den Medien rief die Entfernung eines Kunstwerks durch einen Hausmeister hervor. Er hatte 1986 eine "Fettecke" in der Düsseldorfer Kunstakademie entfernt, weil er sie für Dreck hielt.
Es handelte sich aber um ein Kunstwerk von Joseph Beuys von 1982 aus 5 Kilogramm Butter. In der Gesellschaft wurde daraufhin heftig diskutiert, was überhaupt als Kunst angesehen werden dürfe.