Zugfahren: Von Einheitsloks und Bahnfahrten 4. Klasse

Geschichte der Eisenbahn in den 1920er Jahren

In der Geschichte der Eisenbahn tat sich in den 20er Jahren auch so einiges. Die Deutsche Reichsbahn wurde gegründet, Loks wurden einheitlich gebaut und die Passagiere konnten den beschleunigten Personenzug oder auch einen Schnellzug nehmen.

Bevor die Autos ab der Jahrhundertwende immer mehr die Straßen eroberten, fuhr man Zug, wenn man von A nach B kommen wollte. Da sich auch nach dem Ersten Weltkrieg viele Menschen trotzdem noch kein Auto leisten konnten, waren Eisenbahnen nach wie vor ein gefragtes Beförderungsmittel.
 

Die Deutsche Reichsbahn

Nach der Reichsgründung 1871 waren die zuvor teils privaten Eisenbahnen verstaatlicht worden. Das heißt, sie gehörten den einzelnen Ländern, z. B. als "Preußische Staatseisenbahnen" oder "Hessische Staatseisenbahnen".

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde 1919 eine gemeinsame Verwaltung der Eisenbahnen geschaffen und 1920 wurden die Länderbahnen zur Reichseisenbahn zusammengeschlossen. 1924 wurde dann die Deutsche Reichsbahn gegründet.
 

Einheitslokomotive

Weil die einzelnen Länder ganz unterschiedliche Züge und Lokomotiven benutzten, wurde 1925 ein Programm beschlossen, nach dem die Loks nun einheitlich gebaut werden sollten.

Immerhin gab es 210 verschiedene Typen von Dampfloks! Nicht alle konnten auf allen Schienen eingesetzt werden und man benötigte eine Vielzahl an unterschiedlichen Ersatzteilen.
 

Dampfloks

Angetrieben wurden die Züge von Dampfloks. Erst ab den 1950er Jahren übernahmen Diesel- und Elektroloks die Aufgabe der Dieselloks.

Bis dahin musste ein Heizer fleißig Kohlen schaufeln. Die verbrennenden Kohlen erhitzten Wasser, wodurch wiederum Wasserdampf erzeugt wurde und der setzte die Dampfmaschine in Gang.
 

Bahn fahren 4. Klasse

Wer heute Bahn fährt, muss sich entscheiden, ob er 1. oder 2. Klasse reisen möchte. Nach dem Ersten Weltkrieg gab es in Deutschland sogar noch vier Wagenklassen.

Die 4. Klasse war am wenigsten komfortabel, aber eben am günstigsten. Es gab hier nur wenige Sitzplätze auf Bänken am Rand, die meisten Fahrgäste mussten stehen. 1928 wurde die 4. Klasse abgeschafft.

In der 3. Klasse gab es immerhin mehr Sitzplätze, auch wenn die hart und ungepolstert waren. Man nannte sie darum auch die Holzklasse.

Wer es etwas bequemer haben wollte, konnte sich für eine Reichsmark am Abfahrtsbahnhof ein in Papier verpacktes Kissen mieten, das "Siesta-Kissen". Am Ziel gab man es wieder ab.

Als Fahrscheine wurden übrigens kleine Pappkarten ausgegeben, deren Farbe sich nach der Wagenklasse richtete.
 

Beschleunigter Personenzug und andere Züge

Es gab so wie heute verschiedene Zuggattungen. Zwischen 1922 und 1928 verkehrten die "Beschleunigten Personenzüge" durchs Land.

Sie fuhren mit den Klassen 2 bis 4 über weite Strecken und kosteten keinen Zuschlag. Sie hatten den Vorteil, dass man nicht umsteigen musste, wenn man z. B. von Berlin nach Köln wollte.

Die noch etwas flotteren Schnellzüge kosteten hingegen einen Zuschlag von 2 Mark und fuhren mit den Klassen 1 bis 3. Es gab auch Luxuszüge, die dann nur die 1. Klasse führten. 1931 führte man in ihnen die 2. Klasse ein, weil durch die Weltwirtschaftskrise die Fahrgäste ausblieben.