Australien: Zwischen Versailler Vertrag und Wirtschaftskrise

Australien: Unabhängigkeit, Arbeitslosigkeit und Parteien

Wie Kanada erhielt Australien mit dem Statut von Westminster 1931 seine Unabhängigkeit in der Gesetzgebung. Was war sonst noch los in Downunder, als Deutschland seine Weimarer Republik hatte?
 

Australien unterzeichnet den Versailler Vertrag

Zur Unterzeichnung des Versailler Vertrages in Paris 1919 war auch der australische Premierminister Billy Hughes anwesend.

Er forderte umfangreiche Reparationen von Deutschland aufgrund der hohen Verluste, die Australien zu beklagen hatte: 60.000 Australier waren im Krieg gefallen. Mit dem US-amerikanischen Präsidenten Wilson stieß Hughes mehrmals aneinander, denn der war für weniger harte Reparationen.

Hughes war außerdem besorgt wegen einer Erstarkung Japans. Japan erhielt bei der Verteilung der ehemals deutschen Kolonien im Pazifik schließlich das "Südseemandat" und somit die Kontrolle über die nördlich des Äquators liegenden Gebiete (Karolinen, Marshallinseln, Nördliche Marianen), Australien erhielt Deutsch Neuguinea, das Bismarck-Archipel und Nauru als Völkerbundmandate.
 

Premierminister und Parteien

Billy Hughes war von 1915 bis 1923 Premierminister von Australien. Dabei wechselte er jedoch mehrmals die Partei. Die Labor-Partei schloss ihn aus, als er sich für die allgemeine Wehrpflicht einsetzte und für ein britisches Weltreich eintrat.

Hughes gründete daraufhin die Nationalist Party of Australia. Sie wurde nach der  Labor-Partei die zweitstärkste Partei Australiens. 1931 löste sich die Partei jedoch auf, ihr Nachfolger wurde die United Australia Party (UAP).

1920 wurde die Kommunistische Partei Australiens gegründet. Sie spielte jedoch bei Wahlen nur eine untergeordnete Rolle. Ebenfalls 1920 wurde die Country Partei gegründet, eine konservative Partei, die sich insbesondere für Kleinbauern und Viehzüchter einsetzte.

Von 1923 bis 1929 war Stanley Bruce Premierminister. Er gehörte wie Hughes der Nationalist Party an. Bruce holte verstärkt britische Einwanderer nach Australien, um die Wirtschaft anzukurbeln.

1929 bis 1932 war James Scullin von der Labor-Partei Premierminister. Ihm folgte bis 1939 Joseph Lyons, der die Labor-Partei verlassen und die neue Partei der United Australia Party gegründet hatte.
 

Streiks in den 1920ern

Der Kampf der Arbeiter um bessere Bedingungen ging auch in den 1920er Jahren weiter. Es kam zu zahlreichen Streiks, z. B. unter den Bergarbeitern und in der Holzindustrie. 1927 wurde eine Dachorganisation der Gewerkschaften gegründet (Australian Council of Trade Unions ACTU). Weizen und Wolle blieben die Haupt-Exportwaren Australiens.
 

Fahrend und fliegend durch Australien

Die neuen Technologien erreichten das Land wie Europa und Amerika. Während es 1918 50.000 Autos im Land gab, waren es 1929 schon 500.000. 1920 wurde die australische Fluggesellschaft Qantas gegründet. Die Postkutschenfirma Cobb und Co, die jahrzehntelang Menschen und Waren durchs Land transportiert hatte, schloss 1924.

1928 wurde der Royal Flying Doctors Service von John Flynn gegründet. In Notfällen flogen Ärzte nun bis ins Outback.

Charles Kingsford Smith, genannt Smithy, wurde zum australischen Flugpionier. Er überflog 1928 als erster Mensch den Pazifik von den USA nach Australien und schließlich auch die umgekehrte Route. Außerdem war er der erste, der Australien überflog, und zwar von Melbourne nach Perth, also einmal von Südost nach Südwest.
 

Canberra wird neue Hauptstadt

Schon 1913 war die Stadt Canberra eigens dafür gegründet worden, neue Hauptstadt von Australien zu werden. Damit sollte die Konkurrenz von Sidney und Melbourne beendet werden. Der Krieg unterbrach dieses Vorhaben. 1927 war es dann soweit und statt Melbourne wurde nun Canberra die neue Hauptstadt.
 

Wirtschaftskrise: Great Depression

Die Wirtschaftskrise traf Australien hart, insbesondere weil die Wirtschaft abhängig von der Ausfuhr von Waren (Export) war und da auch nur zwei Waren die Hauptausfuhrgüter waren, nämlich Weizen und Wolle. Schon seit 1927 ging es mit der Wirtschaft bergab, 1929 erfolgte der Zusammenbruch.

Die Arbeitslosigkeit stieg enorm an. Die Regierung von James Scullin fand keine Antwort auf die Probleme. Unter dem neuen Premierminister Lyons setzte ab 1932 wieder ein Aufschwung ein. Die öffentlichen Ausgaben wurden gesenkt, Firmen erhielten Kredite für Investitionen.
 

Und was war noch in Australien los?

1932 wurde die Sidney Harbour Bridge nach 8-jähriger Bauzeit eingeweiht. Hunderttausende nahmen an der feierlichen Einweihung teil.

Weltberühmt wurde "Phar Lap", ein australisches Rennpferd. Es gewann 1930 das Pferderennen "Melbourne Cup" und insgesamt 14 Rennen hintereinander. Als es 1932 starb, trauerten viele Menschen um ihn.

Für Aufmerksamkeit sorgte auch der Cricketspieler Donald Bradman, der 1930 einen Weltrekord aufstellte, als er in 415 Minuten 452 Runs (Punkte) schaffte. Er ist bis heute einer der bekanntesten Sportler in Australien.


Blick zurück

Im 19. Jahrhundert blühte Australiens Wirtschaft durch Goldfunde, starke Einwanderung aus Europa und steigenden Export (Waren, die ins Ausland verkauft werden). Ab 1890 setzte eine lang anhaltende Wirtschaftskrise ein. Die Arbeiter wehrten sich durch Streiks (Maritime-Streik 1890, Schafscherer-Streiks 1891 und 1894). Die Australian Labor Party wurde gegründet, um sich für die Interessen der Arbeiter einzusetzen. 1901 schlossen sich die Kolonien Australiens zu einem gemeinsamen Staat zusammen.

Australien schickte als Dominion von Großbritannien eine große Anzahl an Soldaten in den Ersten Weltkrieg. Mehr als 300.000 Männer meldeten sich freiwillig und kämpften im Nahen Osten und in Frankreich. Premierminister Hughes versuchte, die Wehrpflicht in Australien einzuführen, scheiterte aber. 60.000 Australier ließen ihr Leben im Ersten Weltkrieg.

Aus dem Krieg heimkehrende Soldaten brachten die Spanische Grippe mit nach Australien. In der Folge starben etwa 12.000 Australier an der Grippe.