Das Militär und der 20. Juli 1944
Am Attentat des 20. Juli beteiligten sich vor allem Mitglieder der Wehrmacht und des Adels, aber auch der Verwaltung. Dieser misslungene Versuch, Hitler zu töten und mittels Staatsstreich eine Regierung einzurichten, hatte eine längere Vorgeschichte.
Kritische Stimmen gab es schon sehr früh
Als noch vor Kriegsbeginn im Jahr 1937 einige Generäle wie Generaloberst Wilhelm von Fritsch oder Kriegsminister Werner von Blomberg entlassen wurden, regte sich schon erster Widerstand in Militärkreisen. Doch Hitler entließ alle, die seinem Kriegsvorhaben gegenüber Kritik äußerten. 1938 trat der Chef des Generalstabs Ludwig Beck zurück, nachdem Hitler seine Kriegspläne offen dargelegt hatte. Zuvor hatte er noch versucht, die Generäle zur Befehlsverweigerung zu bringen, scheitete aber mit seinem Vorhaben. Doch das Müncher Abkommen, bei dem das Ausland zunächst noch still hielt und Hitlers Expansionsplänen nur sehr verhalten Einhalt gebot, ließ die Kritiker in der Wehrmacht erst einmal verstummen.
Mehrere Verschwörungen gegen Hitler
Doch immer wieder versuchte die Heeresleitung, sich Hitlers Plänen zu widersetzen und es kam zu verschiedenen Verschwörungen. Hitlers Polenfeldzug 1939 und auch der Frankreichfeldzug 1940 riefen kritische Stimmen auf den Plan. Doch der missglückte Attentatsversuch Georg Elsers im November 1939 setzte den Plänen eines Staatsstreiches zunächst ein Ende. Als sich die ersten militärischen Erfolge einstellten, mussten die Kritiker und Skeptiker erst einmal schweigen. Hitler hatte das Glück auf seiner Seite. Auch seine ehemaligen Gegner in Wehrmachtskreisen genossen die Erfolge des deutschen Heeres und unterstützten Hitler. Zu Hitlers Unterstützern zählte auch der spätere Attentäter von Stauffenberg.
Scheitern in Russland brachte eine Wende
Zweifel kamen eigentlich erst dann wieder auf, als der Russlandfeldzug zu scheitern drohte. Ab 1942 begann eine Gruppe von Leuten, von denen die bekanntesten Henning von Treschkow und Claus Schenk Graf von Stauffenberg waren, einen Plan zu entwickeln, wie man Hitler töten könnte, um im Anschluss durch einen Staatsstreich eine neue Regierung einzurichten. Es gab also auch schon vor dem 20. Juli 1944 mehrere Versuche, Hitler auszuschalten, die allerdings alle schief gingen. Der Diktator konnte entkommen, die Bombe explodierte nicht oder zu spät.
Nun war ab September 1943 ein Plan entstanden, mit dem Stauffenberg das gelingen sollte, was zuvor weder Henning von Treschkow noch einem anderen gelungen war: Die Ausschaltung Hitlers und der Staatsstreich. Ab dem 1. Juli 1944 war Stauffenberg selbst Chef des Ersatzheeres und hatte deshalb auch die Gelegenheit, Hitler bei Besprechungen auf Führungsebene nahe zu kommen. Eben so nah, dass er ein Attentat wagen konnte.
Mit freundlicher Genehmigung der Deutschen Welle
Und wie weiter?
Wie es nun wirklich weitergegangen wäre, hätte das Attentat Erfolg gehabt, wissen wir natürlich nicht. Viele Verschwörer bezahlten den Versuch mit dem Leben, doch muss man gleichzeitig sehen, dass auch viele Militärs Hitler von Anfang an unterstützt und zu seiner Macht verholfen hatten. Die Verschwörer wussten einerseits um den verlorenen Krieg, ein Teil wusste auch um die Ermordung der Juden. Sie hatten das Ziel, der Welt ein "anderes Deutschland" vor Augen zu führen und zu zeigen, dass Deutschland sich aus eigener Kraft von Hitler befreien könnte. Wie das tatsächlich nun ausgegangen wäre, bleibt ein Rätsel der Geschichte.
Erstes Ziel war, den Krieg zu beenden
Von Stauffenberg wollte die Macht für den Widerstand allerdings nicht für sich persönlich. Der frühere Oberbürgermeister von Leipzig, Carl Friedrich Gördeler, war z. B. als Staatsoberhaupt vorgesehen. Der von Hitler abgesetzte Generalfeldmarschall Ludwig Beck sollte Oberbefehlshaber der Wehrmacht werden. Erstes Ziel der Attentäter war, den Krieg sofort zu beenden.
Das Attentat
Immer wieder mussten die Pläne geändert werden, bis es zum besagten 20. Juli 1944 kam, an dem Stauffenberg während einer Lagebesprechung im Hautquartier "Wolfsschanze" eine Bombe zündete. Doch der Plan funktionierte nicht so wie gedacht, und nur ein Teil des Sprengstoffes ging tatsächlich hoch. Die Sprengkraft war zu gering und Hitler überlebte das Attentat.
Gleichzeitig sollte die so genannte Operation Walküre ausgelöst werden. Da aber Hitler das Attentat überlebt hatte und viele Militärs viel zu zögerlich reagierten, scheiterte der Putschversuch. Nur in Paris wurde kurzfristig die gesamte NS-Spitze entmachtet und führende SS-Leute in Haft gesetzt. Viele Faktoren führten zum Scheitern, zum einen war Hitler nicht tot, was man eigentlich für den Plan voraussetzte, und zweitens reagierten nicht alle konsequent. Es gab einige Lücken in der Nachrichtenkette und Hitler hatte doch noch mehr Unterstützung in Militärkreisen als gedacht. So kippte der ein oder andere Unterstützer, um seine Haut zu retten, am Ende um.
Vier Verschwörer, darunter Claus Schenk Graf von Stauffenberg, wurden in der Nacht zum 21. Juli 1944 hingerichtet. Bis Ende 1944 folgten viele weitere Oppositionelle, nicht nur aus Militärkreisen.