Kino oder Kirmes?
Die Welt des Kinos und der laufenden Bilder hatte ihren Ursprung in Frankreich. Doch wie so oft gab es mehrere Orte gleichzeitig, an denen etwas erfunden wurde.
Die Bilder lernten an verschiedenen Orten laufen
Das Kinetoskop von Edison wurde schon 1893 in den USA vorgestellt und ein Jahr später folgten der Cinématographe der Brüder Lumière in Frankreich und das Bioskop der Brüder Skladanowsky in Deutschland [mehr dazu: Wettlauf der Brüderpaare]. Doch was zu Beginn nur wenige schauen konnten, verbreitete sich schnell und bald konnten sich alle für wenig Geld einen Film im Kino leisten.
Die ersten Kino-Vorführungen im Café und auf dem Jahrmarkt
Doch diese Filme boten noch kein abendfüllendes Programm. Es waren meist kurze Filmchen, die alltägliche Szenen aus dem Leben der Menschen zeigten. Sie wurden nicht in großen Kinosälen vorgeführt, sondern in Hinterzimmern, in kleinen Cafés oder auf Jahrmarktständen. Es kamen sportliche Wettkämpfe dazu oder humorvolle Kurzfilme, bei denen dem Filmhelden meist ziemlich komische Dinge passierten. Und die Zuschauer lachten. Der Film tat genau das, was er auch noch heute tut, er unterhielt die Massen.
Doch mit der Zeit reichte das nicht, das Publikum wollte mehr. Wer auf dem Jahrmarkt gegen die vielen Attraktionen mit Schlangenfrauen und Messerwerfern bestehen wollte, musste mehr zeigen als einen Hauptdarsteller, der über einen Stuhl stolperte. So begann man echte Schauspieler einzustellen, sich um Lichteffekte zu kümmern und Spannung aufzubauen.
Der Film blieb zu Anfang stumm
Wenn du dir einen alten Stummfilm - die erste Zeit blieb der Film noch stumm, die Schauspieler sprachen nicht, nur im Hintergrund lief Musik - anschaust, dann findest du das bestimmt ziemlich komisch, was die Schauspieler auf der Leinwand so in Szene setzten. Die Mimik und Gestik war völlig übertrieben, oft waren sie weiß geschminkt und sahen ziemlich krank aus, die Augen waren schwarz geschminkt. Sie bewegten sich ziemlich unnatürlich und hölzern. Doch die Schauspieler mussten ja alles mit ihrem Spiel ausdrücken, da die Worte fehlten. Und dazu kam, dass die meisten von einer Theaterbühne stammten, auf der ausladendende Gesten durchaus üblich waren.
Auch bei den Dokumentarfilmen der Zeit wirkten die Menschen in den Filmen ziemlich komisch, wenn sie so abgehackt und hölzern über den Bildschirm flimmerten. Oft wurde die Geschwindigkeit eines Films während der Vorführung mehrmals verändert.
500 Kinos in London
Mit der Zeit schwanden diese kleinen Kinoräume der Anfangszeit und mussten modernen Großraumkinos Platz machen. 1912 gab es allein in London 500 Kinos.