Bissig wie eine Bulldogge: die Zeitschrift Simplicissimus

Eine bekannte Zeitschrift um die Jahrhundertwende und auch noch Jahrzehnte später war der Simplicissimus. Die erste Nummer dieser Wochenzeitschrift erschien im April 1896 in München. Ins Leben gerufen hatte sie der Verleger Albert Langen und der Schriftsteller und Zeichner Thomas Theodor Heine. Dieser hatte auch das Wappentier für die Zeitschrift entworfen, das war eine bissige Bulldogge, denn bissig sollte die neue Zeitschrift werden.

Doch ursprünglich sollte der Simplicissimus gar nicht satirisch sein, also Personen und Ereignisse auf "die Schippe nehmen", sondern war als eine Zeitschrift für Kunst und Literatur gedacht.

Viele berühmte Autoren schrieben für den Simplicissimus

Viele berühmte Autoren schrieben für den Simplicissimus, wie zum Beispiel Hermann Hesse, Thomas Mann, Frank Wedekind, Robert Walser, Heinrich Mann oder Erich Kästner. Aber der Simplicissimus zeichnete sich nicht nur durch kritische Texte, sondern vor allem auch seine entlarvenden Zeichnungen aus und viele bekannte Karikaturisten und Illustratoren haben mitgemacht. Wer in dieser Zeit etwas auf sich hielt, wollte für den Simplicissimus schreiben oder zeichnen.

Der Simplicissimus machte sich über alles Mögliche lustig

Der Simplicissismus machte sich über alles Mögliche lustig, vor allem auch über den Staat und die Kirche. Auch der Kaiser und seine Reden gerieten in die Kritik und oft in die Schlagzeilen des Simplicissimus. Der Untertanengeist der Zeit, das Militär und die Obrigkeit, kaum jemand entkam den bissigen Texten und witzigen Zeichnungen.

In Österreich-Ungarn hat man den Simplicissimus übrigens verboten. Warum durfte der Simplicissimus im Deutschen Reich weiter verkauft werden? In einer Zeit, in der man alles, was nicht ins politische Weltbild passte, einfach mal schnell verbot. Was uns heute sehr wichtig ist, die Freiheit der Presse, war damals noch lange nicht so gut geschützt. So konnte das mit der kritischen Haltung des Simplicissimus auf die Dauer auch nicht gut gehen.

Kaiser Wilhelm II. ließ den Simplicissimus beschlagnahmen

So kam es letztlich dazu, dass der beleidigte Kaiser das Heft beschlagnahmen ließ. Der Verleger Albert Langen floh und den Autoren blühten Haftstrafen. Dazu wurde der Verkauf verboten. Aber wie so oft, wenn etwas verboten ist, wird es so richtig interessant und so erging es auch dem Simplicissimus. Man machte weiter, die Auflage stieg. 1904 wurden 85 000 Exemplare verkauft. Das war eine ganze Menge.

  • Simplicissimus von 1927
    Hier eine Ausgabe des Simplicissimus von 1927. [ © Thomas Theodor Heine / gemeinfrei ]
  • Titelseite Simplicissimus 1913.
    Titelseite der Zeitschrift Simplicissimus, Badenummer von Brynolf Wennerberg aus dem Jahr 1913. [ © Brynolf Wennerberg / gemeinfrei ]
  • Plakat Simplicissimus 1896
    Plakat für die illustrierte Wochenschrift "Simplicissimus" von Thomas Theodor Heine, 1896. [ © Thomas Theodor Heine / gemeinfrei ]
  • Titelseite Simplicissimus 1896
    Die Titelseite des Simplicissimus von 1896 trägt den Bildtitel "Die Fürstin Kussalka". [ © gemeinfrei ]
Simplicissimus von 1927
Titelseite Simplicissimus 1913.
Plakat Simplicissimus 1896
Titelseite Simplicissimus 1896

Blick voraus

Der Simplicissimus wurde während des Ersten Weltkrieges nationaler und weniger kritisch. Die, die zuvor entlarvt und bloßgestellt wurden, wurden jetzt zu Helden. Noch schlimmer kam es zur Zeit des Nationalsozialismus. Die Zeitschrift wurde gleichgeschaltet, verlor ihren kritischen Geist und ging in der Masse der nationalistischen Propagandablätter unter. 1944 wurde sie dann ganz eingestellt.