Warten auf eine "gute Partie"
Selbst wenn Frauen arbeiteten, sich selbst ernährten und dadurch ein Stück Selbstständigkeit gewinnen konnten, warteten viele Frauen auf eine gute "Partie". Dies traf auf Frauen aus der Unterschicht genauso zu wie auf Frauen aus der Oberschicht. Doch wie eine solche "gute Partie" auszusehen hatte, hing vom gesellschaftlichen Stand ab.
Auf der Suche nach dem idealen Ehemann
Viele Frauen, die in den Kontoren (Büros) oder in den Läden und Warenhäusern arbeiteten, warteten darauf, dass der Juniorchef, der Abteilungsleiter oder zumindest einer der Angestellten auf sie aufmerksam wurde. Auch für die meisten Frauen, die einer bezahlten Tätigkeit nachgingen, stand die Ehe ganz oben auf der Wunschliste.
Doch nur die wenigsten fanden den reichen Mann, der sie auf Händen trug, ihnen ihre Wünsche von den Lippen ablas und ihnen das Leben ermöglichte, von dem die Heldinnen ihrer Romane träumten. Das kam dann meist nur in den gerne gelesenen Groschenromanen der Zeit vor, aber auch in der Frauenliteratur begaben sich viele Heldinnen auf die Suche nach dem rechten Ehemann.
Doch oft gab es nur unerwünschte Schwangerschaften
Nicht selten kam es gar nicht zu einer Ehe, sondern nur zu einer unerwünschten Schwangerschaft. Ein Kind zu erwarten und nicht verheiratet zu sein, war um 1900 ein schlimmes Los für ein junges Mädchen. Wie sollte es das Kind aufziehen? Das Geld reichte meist nicht aus. So kam es zu vielen Abtreibungen und oft genug gab sich die junge Frau in die Hände von Leuten, die sie medizinisch nicht gut versorgten. Nicht nur die Kindersterblichkeit war hoch, sondern auch die Sterblichkeit der jungen Mädchen, die aufgrund einer Abtreibung oder zu frühen Schwangerschaft sterben mussten.
Auch Männern fiel es nicht leicht, eine große Familie zu ernähren
Selbst wenn der Ehewunsch in Erfüllung ging, stellte sich dieser Weg als ebenso hart und anspruchsvoll heraus. Oft verdienten die Männer nicht ausreichend Geld, um eine stetig wachsende Familie entsprechend zu unterhalten. Jedes Kind bedeutete weniger Auskommen für alle anderen Familienmitglieder. Das galt nicht nur für Arbeiterfamilien, sondern auch für viele Menschen aus dem so genannten Mittelstand.
Doch auch junge Männer waren auf der Suche nach einer "guten Partie". Eine Frau, die sich selbst versorgen konnte, war auf dem Heiratsmarkt sehr interessant. Männer verdienten zwar besser als Frauen, aber in vielen Berufen auch wieder zu wenig, um eine Familie zu ernähren. Zwei Verdiener waren da schon besser. Viele Witwen, die ein gutes Auskommen hatten und keine Kinder mehr wünschten, fanden so noch Verehrer auch jüngeren Alters.
Da blieb nur die Ehe
Die Ehe war eine der wenigen Möglichkeiten, sich garantiert zu versorgen zu können. Ein eigenes Einkommen war für viele Frauen unmöglich. Das zeigt dieses Video mit Eindrücken aus der Kaiserzeit.
Herzlichen Dank an das Haus des Dokumentarfilms in Stuttgart, das uns freundlicherweise das Filmmaterial zur Verfügung gestellt hat.