Die Zaren in Russland

Seit 1721 war Russland ein Kaiserreich. Unter Zar Peter dem Großen hatte Russland im Ostseeraum eine Vormachtstellung erworben. 1881 starb Zar Alexander II. bei einem Attentat. Er hatte 1861 die Leibeigenschaft in Russland abgeschafft.

Alexander III.

Sein Sohn, Alexander III. (1845-1894), regierte von 1881 bis 1894. Er gründete die Geheimpolizei Ochrana, die politische Gegner ausfindig machte und in Arbeitslager in Sibirien sperrte. Die Angst vor einer Revolution war groß und Alexander reagierte darauf, indem er die alleinige Macht auf sich zog (autokratische Herrschaft). Er trieb die Zentralisierung der Verwaltung und die Russifizierung voran, d.h. er sorgte dafür, dass die russische Sprache und Kultur Vorrang hatte vor anderen Kulturen und Sprachen (insbesondere in Polen und im Baltikum). Hatte sein Vater auf Modernisierung und Liberalisierung gesetzt, ging Alexander III. einen Schritt zurück. Gegen seine Politik flammte immer wieder der Terror im Land auf.

Alexander legte außerdem den Grundstein für den Bau der Transsibirischen Eisenbahn, die dann 1916 fertiggestellt wurde. Der Osten des riesigen Landes wurde so an den europäischen Landesteil angeschlossen. Damit ließ sich dieser nun besser kontrollieren.

Außenpolitisch näherte sich Russland Frankreich an, nachdem das Bündnis mit dem Deutschen Reich zerbrochen war, weil Wilhelm II. den 1887 geschlossenen Rückversicherungsvertrag (Abkommen zur Neutralität) nicht verlängerte. So festigten sich schon jetzt die Machtverhältnisse, wie sie im Ersten Weltkrieg dann zum Tragen kamen.
 

Nikolaus II.

Nikolaus war der älteste Sohn Alexanders III. und Enkel von Alexander II. Nach mehreren Attentatsversuchen auf den Großvater lebte die Zarenfamilie sehr zurückgezogen und hatte kaum Kontakt zur russischen Gesellschaft. Nikolaus schlug die Offizierslaufbahn ein und heiratete kurz nach dem Tod seines Vaters 1894 Alix von Hessen-Darmstadt, die damit den Namen Alexandra Fjodorowna annahm.

Das Paar bekam nach vier Töchtern den ersehnten Thronfolger (Zarewitsch), der jedoch an der unheilbaren Bluterkrankheit litt. Jede Blutung ist dann lebensgefährlich. Die Krankheit hielt man geheim. Alexandra heuerte den Wunderheiler Rasputin an, der offenbar tatsächlich helfen konnte.

Nach wie vor war Russland ein rückständiges Land mit wenig Industrie. Es gab keine Verfassung und keine Volksvertretung. Minister waren nur dem Zaren verantwortlich. Nikolaus wollte alle Fäden selbst in der Hand halten. Notwendige Reformen fanden nicht statt. Die Spannungen im Land wurden immer größer. Die neu entstandenen Gesellschaftsschichten der Bürger und Arbeiter forderten mehr Rechte.

Wie schon unter Nikolaus' Vater unterdrückte die Geheimpolizei Ochrana jede politische Gegnerschaft brutal. Auch die Russifizierung wurde fortgeführt und unterdrückte polnische, finnische und baltische Bestrebungen nach kultureller Eigenständigkeit. Ebenfalls unterdrückt wurde das Judentum und Antisemitismus breitete sich aus.

In der Russischen Revolution von 1905 musste Nikolaus Zugeständnisse machen, um einen völligen Umsturz zu verhindern. So garantierte er nun bürgerliche Grundrechte und ließ Wahlen zu einer gesetzgebenden Versammlung zu, der Duma.

In der Außenpolitik folgte Nikolaus ebenfalls seinem Vater und setzte auf das Bündnis mit Frankreich. Die Expansionspolitik wurde fortgeführt. Russland sah sich als Schutzmacht der slawischen Völker des Balkans, was zu Konflikten mit Österreich-Ungarn führte. Als Österreich-Ungarn Serbien nach der Ermordung des österreichischen Thronfolgers den Krieg erklärte, stellte sich Russland an Serbiens Seite - der Erste Weltkrieg begann.

Nikolaus übernahm 1915 selbst den Oberbefehl über die russischen Streitkräfte. In Russland übernahm Alexandra derweil die Regierungsgeschäfte, handelte aber unglücklich und die Lage geriet außer Kontrolle. 1917 kam es zur Februarrevolution. Nikolaus verzichtete auf die Krone und bot sie seinem Bruder an, der diese aber ablehnte. Nikolaus und seine Familie wurden unter Hausarrest gestellt.

Nach der Oktoberrevolution 1917 waren Nikolaus und seine Familie nun Gefangene. Am 17. Juli 1918 wurde die gesamte Zarenfamilie mit Zustimmung der Bolschewiken von den Soldaten, die sie bewachen sollten, erschossen.