Was sind Trinkhallen?
Die Trinkhallen sind die Vorläufer unseres heutigen Kiosks. Die ersten Trinkhallen entstanden schon in der Mitte des 19. Jahrhunderts in den größeren Industriestädten, vor allem im Ruhrgebiet, denn dort gab es die meiste Industrie.
Schnaps statt Wasser
Da viele Fabrikarbeiter vor der Einrichtung der Trinkhallen meist nur Bier und Schnaps getrunken hatten, versuchte man durch den Ausschank von Mineralwasser dem immer weiter um sich greifenden Alkoholismus Einhalt zu gebieten. Mitte des 19. Jahrhunderts war es übrigens auch gar nicht so ungefährlich, Leitungswasser zu trinken, da dieses oft nicht sehr gesund war. So blieb man eben beim Alkohol, der ja bekanntlich auch Bakterien abtötet. Doch die Folgen waren Trunksucht und Alkoholismus.
Mit Kaffee, Tee und Mineralwasser gegen den Alkoholismus
So kümmerte sich vor allem das Bürgertum darum, dass für die Arbeiter Trinkhallen aufgestellt wurden und bot günstige Grundstücke an. Für das Ausschenken von Mineralwasser, Kaffee oder Tee war keine spezielle Schankerlaubnis notwendig, was die Eröffnung einer solchen Trinkhalle erleichterte. So entstanden immer mehr Trinkhallen. Seit 1870 konnte auch das Mineralwasser industriell abgefüllt werden. Dazu kam Kohlensäure ins Wasser, damit es schön prickelte.
Woher kommt das Selterswasser?
Übrigens stammte zu dieser Zeit noch das Wasser in bestimmten Regionen oft aus der Seltersquelle im Taunus, so dass daher auch der Begriff "Selterswasser" stammt, zurückgehend eben auf diese Quelle und in Verbindung mit dem "Prickelwasser", das eben durch die Versetzung mit Kohlensäure entstand.
Mit der Zeit erweiterte sich das Angebot der Trinkhallen, so dass nicht nur Mineralwasser usw. ausgeschenkt wurde, sondern es gab schon Ende des 19. Jahrhunderts hier alles Mögliche für den Alltag zu kaufen. Kleine Speisen, eingelegte Gurken, aber auch Zeitungen konnten erworben werden. Oft betrieben Frauen diese Trinkhallen, um sich etwas dazu zu verdienen. An den Trinkhallen trafen sich die Menschen und plauderten und diese Plätze wurden zu einem wichtigen Treffpunkt der Menschen in den Städten.
Blick voraus
Noch heute ist die Bude, wie die alten "Trinkhallen" oft genannt werden, ein wichtiger Treffpunkt. Vor allem im Ruhrgebiet wurde diese Tradition aufrechterhalten. Während der Zeit des Nationalsozialmus (1933-1945) wurden die Trinkhallen verboten. Der nationalsozialistische Staat sah in den Hallen einen Hort des Widerstandes, an dem sich so genannte "Reichsfeinde" trafen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden viele Hallen wieder aufgebaut und haben ihr Angebot erweitert und sind auch noch heute eine wichtige Einrichtung.