Fraternisierungsverbot
Frater stammt aus dem Lateinischen und bedeutet "Bruder". Die Amerikaner erließen im Herbst 1944 ein Verbot an ihre Soldaten, mit den Deutschen in freundschaftlichen - "brüderlichen" - Kontakt zu treten.
Warum gab es ein Fraternisierungsverbot?
Die in Deutschland einrückenden Truppen der Alliierten standen noch stark unter dem Eindruck des Krieges. Schon 1944 wurde bei der Befreiung der ersten Konzentrationslager das Gewissheit, was viele schon vorher wussten oder ahnten: Die Deutschen hatten grausam und mit System viele Menschen ermordet. Sie hatten den Krieg begonnen, sie hatten ein menschenverachtendes System gewählt und unterstützt und sie hatten still gehalten. Für Amerikaner, Franzosen, Briten und Sowjets waren die Deutschen Verbrecher, mit denen man sich keinesfalls "verbrüdern" sollte.
Angst vor dem Widerstand der deutschen Bevölkerung bestand vor Kriegsende auch noch
Solange Deutschland noch nicht endgültig besiegt war, fürchtete man gleichzeitig den Widerstand der Bevölkerung. So zumindest war es zu Beginn. In den ersten Monaten nach der Kapitulation am 8. Mai 1945 hielten sich die Soldaten auch weitgehend an dieses Verbot.
Nicht einmal Händeschütteln war erlaubt!
Vom Händeschütteln mit Deutschen bis zur Heirat reichte das Verbot. Alle freundschaftlichen Kontakte wie Tanzen, gemeinsames Essen, deutsche Restaurants besuchen, all dies war den Amerikanern verboten. Den Deutschen sollte klar gemacht werden, dass sie alle Mitschuld am Krieg trugen. Wenn sich ein amerikanischer Soldat nicht an das Verbot hielt, konnte er bestraft werden.
Doch es wurde gleichzeitig klar, dass die deutsche Bevölkerung nicht vorhatte, weiter zu kämpfen und für die Truppen ungefährlich war. Die Deutschen hatten genug vom Kämpfen und die Geschichten von Sabotage im Untergrund waren fast immer haltlos. Das Verbot ließ sich auf die Dauer nicht aufrechterhalten. Die Soldaten wollten sich auch in ihrer persönlichen Freiheit nicht einschränken lassen.
Am 1. Oktober 1945 wurde das Fraternisierungsverbot dann auch schon wieder aufgehoben. So entwickelten sich im Laufe der Zeit auch viele freundschaftliche Kontakte zwischen den so genannten Besatzern und der deutschen Bevölkerung.