Wiederaufbau und neue Wohnungen
1945 lag ein großer Teil der deutschen Städte in Trümmern, sodass man zum Teil sogar Überlegungen anstellte, ob man die Städte nicht besser an anderer Stelle wieder aufbauen sollte.
Doch einige Leute wünschten sich lieber den Wiederaufbau der historischen Bauwerke und der jeweiligen Stadtkerne. So gab es einige Städte, die nach dem Krieg wieder so aufgebaut wurden, wie sie vor dem Krieg aussahen. Die Stadt Münster ist hierfür ein gutes Beispiel. Sie wurde, soweit es ging, so wieder aufgebaut, wie sie vor dem Krieg ausgesehen hatte. Auf den Fotos ist das gut zu erkennen. Der heutige Stadtkern von Münster sieht fast wie der historische Stadtkern aus.
Komplette Neuplanungen von Städten
Auf der anderen Seite plante man ganze Städte komplett neu, um sie den Bedürfnissen modernen Wohnens anzupassen. Es war leichter, ein Bad in einen Neubau einzubauen als in einen Altbau, in dem es vielleicht noch nicht einmal die entsprechenden Leitungen gab. Die Stadt sollte grün werden und verkehrsgerecht sein. Es sollte also ausreichend Platz für Autos und für Parkplätze vorhanden sein. Ein Beispiel für diesen modernen Wohnungsbau ist das Hansaviertel in Berlin. Dieses Viertel war während des Krieges etwa zu 90 Prozent zerstört worden. Hier wurde eine Mustersiedlung - ursprünglich Südliches Hansaviertel, später abgekürzt als "Hansaviertel" - gebaut, die als Beispiel für moderne Stadtplanung und eine zeitgemäße Architektur diente.
Quadratisch, praktisch und gut - so wurde gebaut
Heute empfinden viele diese Art von Architektur nicht mehr als schön. Damals war es eine völlig neue Art zu bauen und viele Menschen wünschten sich Wohnungen in diesen neuen Vierten. Am Wiederaufbau des Hansaviertels waren auch viele moderne Architekten, wie Walter Gropius und Le Corbusier, beteiligt. Die Neue Vahr im Bremen ist ebenfalls ein gutes Beispiel für ein Neubaugebiet, das außerhalb des Stadtkerns im typischen Stil der 50er und 60er Jahre erbaut wurde: Quadratisch, praktisch und gut, so jedenfalls sah man das damals.
Viele Menschen in einer Wohnung
1949 fehlten in der Bundesrepublik noch fünf bis sechs Millionen Wohnungen. 16 Prozent waren zerstört und 25 Prozent beschädigt worden. Die Wohnungsnot war durch den Zuzug vieler Flüchtlinge und Millionen von Heimatvertriebenen noch größer. Wohnungsbesitzer mussten oft Wohnraum an Fremde abtreten. So kam es nicht selten dazu, dass in der Wohnung einer Familie eine weitere Familie wohnte, dort kochte und schlief und WC und Bad mitbenutzte. Dass es hier oft zu Streit kam, kannst du dir sicher vorstellen.
Sozialwohnungsbau
Aus diesem Grund schuf man Gesetze, die den Wohnungsbau förderten und vor allem den Bau von Sozialwohnungen vorantreiben sollten. Das war dann günstiger Wohnraum für all die, die sich teure Mieten nicht leisten konnten. 1954 wurden über 570 000 neue Wohnungen gebaut. Das war zwar ein neuer Rekord, aber der Flüchtlingsstrom, der in dieser Zeit vor allem aus der DDR kam, verschärfte die Not wieder.
Die wenigsten Deutschen wollten auf den Komfort einer Neubauwohnung verzichten. Doch nicht einmal die Hälfte der bundesdeutschen Mietwohnungen verfügten Mitte der 50er Jahre über Bad oder Dusche; mehr als 20 Prozent der Mieter mussten sich eine Toilette mit Nachbarn teilen. Auch die bequeme Zentralheizung war selten, die meisten Wohnungen hatten noch eine Ofenheizung.
Neben den Sozialwohnungen wurden natürlich auch andere Wohnungen fertig gestellt, so dass bis Ende der 60er Jahre viele neue Wohnungen gebaut wurden.
Blick voraus
Die Bausünden dieser Zeit sind heute in vielen Städten zu beobachten. Neben alten Häusern wurden schnell Betonbauten hochgezogen, die sich so gar nicht in das Stadtbild einfügen wollen. Vor allem die Industriestädte, in denen ganz schnell Wohnraum entstehen sollte, waren davon betroffen. Andere Städte konnten sich etwas mehr Zeit lassen. Ein gelungenes Beispiel hierfür ist Freiburg, eine Stadt, die zwar auch zu 90 Prozent zerstört wurde, deren altes Stadtbild man aber versucht hat, zumindest in Teilen zu erhalten.