Ingrid

Inflation und Währungsreform

Ich wurde 1915 geboren. 1923 war ein schreckliches Jahr. Wenn meine Mutter einkaufen ging, musste sie mehrere Millionen Mark mitnehmen! Dafür brachte sie dann gerade einmal ein Brot und ein Stück Leberwurst mit. Meine Freundin Sieglinde hat mir damals eine Eintrittskarte für den Zirkus geschenkt, die kostete 10 Millionen Mark!

Mein Vater, er ist Lehrer, hat erzählt, dass er ein monatliches Gehalt von 33 Billionen Mark bekommen hat. Das Gehalt wurde nun jeden Tag ausbezahlt. Er kam also immer mit einem Batzen Scheinen nach Hause. Schnell musste Mutter damit einkaufen gehen, denn schon am Abend war das Geld noch weniger wert.

Milliarden waren nun Kleingeld. Wer Sparguthaben auf der Bank hatte, war nun arm, denn das Geld war nichts mehr wert. Wer Bargeld hatte, versuchte, es umzutauschen in irgendwas mit Sachwert, also einen Wintermantel oder Schuhe zum Beispiel. Wer aber Schulden hatte, war die mit einem Schlag los! So manche Unternehmer wurden plötzlich reich. Sie zahlten ihre Kredite mit entwertetem Geld zurück. So lösten sich ihre Schulden in nichts auf.

Dann kam zum Glück die Währungsreform. Die Rentenmark wurde eingeführt. 1924 normalisierten sich die Preise wieder. Das Gehalt meines Vaters betrug nun 289 Mark.