Barschel-Affäre

12. 9. - 11. 10. 1987

Uwe Barschel und eine politische Affäre

Zu einem politischen Skandal kam es im Herbst 1987 in Schleswig-Holstein. Es war die Barschel-Affäre rund um Uwe Barschel.
 

Harter Wahlkampf

Seit 1950 regierte die CDU in Schleswig-Holstein. In der bevorstehenden Landtagswahl am 13. September 1987 fürchtete sie ihre Mehrheit zu verlieren. Der Wahlkampf wurde in voller Härte geführt. Der Spitzenkandidat der SPD, Björn Engholm, wurde hart mit Worten angegriffen.
 

Aufdeckung der Affäre

Am 7. September 1987 berichtete das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel", dass Engholm von Detektiven bespitzelt worden sei. Eine Woche später erfolgte eine ausführliche Titelgeschichte dazu.

Der von Barschel für den Wahlkampf angestellte Journalist Reiner Pfeiffer gab danach die Bespitzelung Engholms zu und sagte aus, er habe mit Wissen und im Auftrag von Uwe Barschel gehandelt.
 

Das Ehrenwort von Uwe Barschel und sein Rücktritt

Am 18. September 1987 gab Barschel auf einer Pressekonferenz sein persönliches Ehrenwort, dass die Vorwürfe gegen ihn falsch seien.

Doch die Zweifel blieben und der "Spiegel" veröffentlichte weitere Einzelheiten.

Am 2. Oktober trat Barschel schließlich vom Amt des Ministerpräsidenten zurück. Er übernahm die politische Verantwortung, bestritt aber jegliche persönliche Schuld.
 

Tod Barschels in der Badewanne

Am 11. Oktober verschaffte sich ein Reporter des Stern Zutritt zu Barschels Hotelzimmer in Genf. Er fand Barschel tot in der Badewanne. Er starb durch eine Medikamentenvergiftung.

Die Umstände wurden nie vollständig aufgeklärt. Es kam der Verdacht auf, dass Barschel sich nicht selbst getötet habe, sondern ermordet worden sei. Dafür gab es jedoch keine Beweise.
 

Verlauf der Wahl

In der Landtagswahl 1987 verlor die CDU ihre absolute Mehrheit und insgesamt 6,4 Prozent. Die SPD wurde stärkste Kraft. Keine Partei konnte jedoch allein regieren, es gab ein Patt.

Im Mai 1988 gab es Neuwahlen, bei denen die SPD deutlich gewann und nun allein regieren konnte, mit Björn Engholm als Ministerpräsident.
 

Untersuchungsausschuss

Ein Untersuchungsausschuss klärte, dass Barschel seine Sekretärin und seinen Fahrer zu Falschaussagen gedrängt hatte. Die Mitwisserschaft Barschels über Pfeiffers Aktivitäten wurde als mindestens wahrscheinlich festgestellt.
 

Rücktritt von Björn Engholm

Erst 1993 kam heraus, dass die SPD-Spitze schon viel früher von der Bespitzelung Kenntnis hatte, also schon vor der Veröffentlichung im "Spiegel". Engholm trat daraufhin zurück.

Außerdem hatte der SPD-Landesvorsitzende Jansen Reiner Pfeiffer eine hohe Summe an Geld gezahlt, nach seiner Aussage als "milde Gabe" für den durch die Affäre arbeitslos gewordenen Pfeiffer.