Die Baader-Befreiung - die Geburtsstunde der RAF

14.05.1970

Andreas Baader springt durchs Fenster

Andreas Baader (geboren 1943) war 1968 an den Kaufhaus-Brandstiftungen in Frankfurt am Main beteiligt gewesen. Nach seiner Verurteilung zu 3 Jahren Haft konnte er jedoch fliehen, weil er noch einmal freigelassen wurde, ehe über eine Wiederaufnahme des Prozesses (Revision) entschieden worden war. Baader ging mit Gudrun Ensslin nach Paris und später nach Italien.
 

Gewaltbereit

Im Februar 1970 kehrten Andreas Baader und Gudrun Ensslin nach Berlin zurück. Dort war, insbesondere nach dem Tod von Benno Ohnesorg, eine gewaltbereite Szene entstanden.

Dem Aufbau einer militanten Gruppe wollten sich Ensslin und Baader anschließen. Sie standen plötzlich bei Ulrike Meinhof vor der Tür.
 

Ulrike Meinhof

Ulrike Meinhof war eine bekannte Journalistin, die für das linke Magazin "konkret" geschrieben hatte. Über Mädchen in Heimen plante sie ein Filmprojekt. Dabei hatte sie Baader und Ensslin kennengelernt, die sich zwischenzeitlich ebenfalls für Jugendliche in Erziehungsheimen eingesetzt hatten.

In solchen Heimen herrschten oft schlimme Zustände. Die "Heimzöglinge" wurden vernachlässigt oder sogar misshandelt. Von den Jugendlichen schlossen sich mehrere später der Rote Armee Fraktion an.
 

Erste Aktionen

In Berlin plante der Rechtsanwalt Horst Mahler den Aufbau einer militanten Gruppe. Ensslin und Baader schlossen sich an. Man stahl Autos und versuchte, Waffen zu besorgen.
 

Verhaftung von Andreas Baader

Der V-Mann Peter Urbach lieferte im Frühling 1970 den entscheidenden Hinweis zur Ergreifung von Andreas Baader. Bei einer vorgetäuschten Verkehrskontrolle konnte Andreas Baader am 4. April 1970 verhaftet werden.
 

Der Plan für die Befreiung von Andreas Baader

Nachdem Andreas Baader verhaftet worden war, beschlossen Ensslin, Meinhof und einige weitere, ihn aus der Haft zu befreien. Da eine direkte Befreiung aus dem Gefängnis schwer sein würde, beschloss man einen anderen Plan.

Ulrike Meinhof stellte den Antrag, sich mit Baader im Berliner "Zentralinstitut für soziale Fragen" treffen zu können. Sie würden ein Buchprojekt planen, an dem Baader mitwirken solle. Dem Antrag wurde stattgegeben.

Ulrike Meinhof hatte vor, sich bei der Befreiung als Unbeteiligte auszugeben und einfach sitzen zu bleiben.
 

Die Baader-Befreiung - Geburtsstunde der RAF

Am 14. Mai 1970 wurde Baader von der Haftanstalt Tegel in das Institut in Berlin-Dahlem gebracht und nahm mit Ulrike Meinhof im Lesesaal Platz.

Zwei junge Frauen klingelten kurz darauf. Es handelte sich um Ingrid Schubert und Irene Goergens. Sie sollten warten, da der Lesesaal ja besetzt war. Sie öffneten die Tür für zwei weitere Komplizen, einem (bis heute unbekannten) Mann sowie Gudrud Ensslin.

Der Mann schoss mit einer Pistole und traf den Institutsangestellten Georg Linke in den Bauch. Erstmals  machte die spätere RAF hier von Schusswaffen Gebrauch.

Der Lesesaal wurde gestürmt und durch das offen stehende Fenster floh Andreas Baader nach draußen.

Auch Ulrike Meinhof sprang - nicht nur durch ein Fenster, sondern damit auch in ein anderes Leben, in den Untergrund, in die Illegalität.
 

Die Folgen

Sofort wurde eine Großfahndung ausgelöst. Von nun an befand man sich auf der Flucht.

Die Presse sprach schnell von der Baader-Meinhof-Gruppe. Später nannte sich die Gruppe selber Rote Armee Fraktion, kurz RAF.