Die Februarrevolution 1917

Die Zaren in Russland regierten selbstherrlich und autokratisch. Zar Nikolaus II. hatte zwar 1905 Zugeständnisse an das unzufriedene Volk machen müssen, doch war er nicht bereit, seine Macht zu teilen. Politische Gegner wurden brutal verfolgt und in Arbeitslager nach Sibirien gebracht.

1917 kam es zu einer Revolution, die die Herrschaft der Zaren beendete. Sie wird als "Februarrevolution 1917" bezeichnet. Allerdings fand sie nach dem (seit 1582 gültigen) Gregorianischen Kalender ab dem 8. März 1917 statt. Im orthodoxen Russland galt damals aber noch (bis 1918) der ältere Julianische Kalender, nach dem der 8. März dann der 23. Februar 1917 war.

Die Lage in Russland

Die Lage in Russland hatte sich seit dem 19. Jahrhundert trotz Reformen wie der Aufhebung der Leibeigenschaft 1861 immer weiter verschlechtert. Durch die einsetzende Industrialisierung entstand eine neue gesellschaftliche Gruppe: die Arbeiter. Diese neu entstandene Arbeiterschaft stand am Rande der landwirtschaftlich geprägten Gesellschaft und lebte im Elend. Eine Gruppe aus dem Bildungsbürgertum (Lehrer, Ärzte usw.), die man Intelligenzija nannte, war ebenfalls unzufrieden und setzte sich für Veränderungen ein.

Die Wirtschaft hielt nicht mit anderen europäischen Ländern mit und die Verwaltung war veraltet und nicht leistungsfähig. Hinzu kam, dass Russland 1915 während des Ersten Weltkrieges einige Niederlagen einstecken musste und Gebiete verlor. Der Verlust von Städten und Land belastete die Wirtschaft genauso wie die vielen Flüchtlinge, die nun ins Zarenreich strömten. So geriet auch die Armee in eine Krise und verlor den Rückhalt in der Bevölkerung. Der Zar übernahm selbst den Oberbefehl über die Armee und war damit auch persönlich verantwortlich im weiteren Kriegsverlauf.

Um den Krieg zu finanzieren, druckte man Geld, was wiederum zur Inflation führte. 1916 verschlimmerte sich die Lage der Bevölkerung weiter. Es gab zu wenig Lebensmittel und sie waren viel zu teuer. Für Brot mussten die Menschen lange anstehen. Der folgende harte Winter brachte weitere Versorgungsprobleme. Anfang 1917 kam es immer wieder zu Streiks und Demonstrationen.

Die Februarrevolution

Im Februar 1917 gab es immer mehr Großdemonstrationen und Streiks, insbesondere in St. Petersburg, dem Wohnsitz des Zaren und eines der wenigen Zentren der Industrie in Russland. Die Stadt hieß seit Beginn des Ersten Weltkriegs 1914 Petrograd, weil man den deutschen Namen St. Petersburg nicht mehr benutzen wollte (1924 wurde sie in Leningrad umbenannt, seit 1991 heißt sie wieder St. Petersburg). Es beteiligten sich auch viele Frauen von Arbeitern und Soldaten an den Demonstrationen. Man schrie nach Brot, plünderte Bäckereien und bestreikte die großen Rüstungs- und Munitionsfabriken.

Die eigentliche Revolution begann am 8. März (23. Februar nach Julianischem Kalender). Große Teile der Arbeiterschaft schlossen sich den Streiks an. Arbeiterräte (Sowjets) wurden in den Betrieben und Fabriken gewählt. Am 11. März (26. Februar) befahl der Zar per Dekret die Auflösung der Duma (das russische Parlament). Die Abgeordneten lehnten das aber ab und widersetzten sich de Befehl.

Zusammen mit den Sowjets übernahm die Duma am 12. März (27. Februar, "Roter Montag") die Macht. Viele Soldaten stellten sich nun auf die Seite der Revolutionäre. Jubelnd fuhren die Revolutionäre mit roten Fahnen durch die Straßen. Auch in Moskau übernahmen die Aufständischen die Macht. Die Zarin wurde in der Sommerresidenz südlich von St. Petersburg bewacht.

Abdankung des Zaren

Die Abdankung des Zaren wurde gefordert. Am 15. März (2. März) wurde die Absetzung des Zaren verkündet. Nikolaus II. unterzeichnete die Abdankungsurkunde, in der er zugunsten seines Bruders Michail zurücktrat. Michail dankte schon einen Tag später selber ab. Damit endete die Herrschaft der Romanows nach mehr als 300 Jahren. Am 21. März (8. März) wurden Nikolaus und seine Familie gefangen genommen, unter Hausarrest gestellt und schließlich nach Sibirien verbannt.

Die Provisorische Regierung

Eine Provisorische Regierung (Übergangsregierung) wurde gebildet. An ihrer Spitze stand zunächst der parteilose Fürst Lwow. Die Mitglieder der neuen Regierung entstammten dem Großbürgertum, der einzige Sozialist in der Regierung war der Justizminister Alexander Kerenski. Die Arbeiterräte wollten an dieser Regierung nicht mitwirken, hatten aber das Volk hinter sich. So kam es zu einer Doppelherrschaft von bürgerlicher Regierung und sozialistischen Räten.

Im Mai 1917 (April 1917) kam es zu einer ersten Regierungskrise (Aprilkrise). Es kam zum Streit darüber, ob und wie Russland sich weiter am Ersten Weltkrieg beteiligen solle. Schließlich traten Kriegsminister Gutschkow und Außenminister Miljukow zurück. Mehrere Menschewiken (siehe dazu: Lenin und die Bolschewiken) und Sozialrevolutionäre traten in die Regierung ein. Kerenski wurde Kriegsminister.

Doch bald kam es erneut zu einer Krise, dem Juliaufstand. Kerenski drang auf einen erneuten Angriff gegen die Mittelmächte (Kerenski-Offensive), die an einem Vormarsch in russisches Gebiet gehindert werden sollten. Die Offensive musste schließlich erfolglos abgebrochen werden. In Russland versuchten unterdessen mehrere Bolschewiken die Macht zu übernehmen. Das misslang jedoch. Ministerpräsident Lwow trat zurück, Kerenski wurde sein Nachfolger an der Regierungsspitze. Dessen Position aber war, auch durch die gescheiterte Offensive, schwach. Schon im Oktober 1917 übernahmen die Bolschewiken in der Oktoberrrevolution die Macht.

Ermordung des Zaren und seiner Familie

Um dem Zaren den Prozess zu machen, sollte er 1918 zurück nach Moskau gebracht werden. Die Reise erfolgte über Jekaterinburg, wo die gesamte Zarenfamilie auf Befehl der Bolschewiken in der Nacht zum 17. Juli 1918 ermordet wurde. Mehr dazu unter Oktoberrevolution.