Erste Generation der RAF in Haft

Haftzeit der ersten Generation der Rote Armee Fraktion

Nach ihrer Festnahme saßen alle Gefangenen der RAF in verschiedenen Gefängnissen. Dort wurden sie streng von den anderen Gefangenen getrennt. Sie selber bezeichneten ihre Haftbedingungen als "Isolationshaft".
 

Das Info-System

Schon in dieser Zeit ihrer Haft hatten die Gefangenen ein System aufgebaut, um sich miteinander zu verständigen. Dafür nutzten sie ihre Anwälte. Die Post der Verteidiger wurde nämlich damals nicht kontrolliert.

Es gab einen Code. So gaben sich die Gefangenen Namen, z. B. hieß Holger Meins "Starbuck" nach einer Figur aus dem Roman "Moby Dick". Andreas Baaders Zelle hieß "Kajüte" und Gudrun Ensslins Zelle war das "Sekretariat".
 

Besondere Literatur

Die Gefangenen konnten sich auch Literatur bestellen, anhand derer sie sich im bewaffneten Kampf weiterbildeten, etwa "Neuzeitliche Sprengtechnik". So waren sie in der Lage, aus der Haft heraus - trotz Einzelzellen und weit voneinander liegenden Haftanstalten - ihre terroristische Organisation aufrecht zu erhalten und weitere Straftaten zu planen.
 

Haftbedingungen

Auch die Hungerstreikaktionen sprachen sie untereinander über ihr Info-System ab. Am zweiten Hungerstreik,  vom 8. Mai bis 29. Juni 1973, nahmen 40 Häftlinge teil, darunter auch welche, die nicht der RAF angehörten.

Mit dem Hungerstreik protestierten sie gegen ihre Einzelhaft. Dass Menschen unter solchen Bedingungen, ohne Kontakt zu anderen, selbst ohne Geräusche von außerhalb, sehr leiden können, ist bekannt.

Die Behörden reagierten auf den Hungerstreik mit Zwangsernährung. Dagegen erstatteten die Anwälte Strafanzeige, denn Zwangsernährung gilt ebenfalls als Form der Folter.
 

Lockerung der Haftbedingungen

Am 5. Februar 1974 wurde Gudrun Ensslin in eine Zelle neben Ulrike Meinhof verlegt. Sie erhielten gemeinsam Hofgang und konnten sich zwei Stunden täglich zusammen in eine Zelle einschließen lassen.

Im April 1974 wurden sie schließlich gemeinsam nach Stammheim verlegt. Die Bedingungen (gemeinsamer Hofgang, gemeinsame Zeit in der Zelle) galten auch hier.

Nachdem im Oktober 1974 offiziell Anklage erhoben worden war, wurden auch Baader und Raspe nach Stammheim verlegt. Holger Meins starb im November 1974 an den Folgen des Hungerstreiks.

Anfang Februar 1975 wurde der Hungerstreik nach 140 Tagen beendet. Ab da durften sich alle vier Gefangenen mehrere Stunden täglich sehen, außerdem erhielten sie fast täglich Besuch von ihren Anwälten. Erst ab dem 5. September 1977 gab es wegen der Schleyer-Entführung wieder eine Kontaktsperre.
 

Sympathisanten

In Solidarität mit den RAF-Gefangenen war der Kreis der Sympathisanten draußen erheblich gewachsen. Viele dieser Sympathisanten tauchten tatsächlich unter und wurden zur zweiten Generation der RAF (siehe auch: Der Terror geht weiter).