Der Terror geht weiter: die zweite und dritte Generation der RAF

Nach der ersten kommt die zweite Generation der RAF

Seit dem Sommer 1972 saßen die führenden Köpfe der Roten Armee Fraktion in Haft. Aus dem Gefängnis heraus führten sie ihren Kampf aber weiter.

Gegen ihre besonderen Haftbedingungen, insbesondere gegen die Isolationshaft, in der sie keinerlei Kontakt zu anderen Gefangenen hatten, kämpften sie an. Ihr Mittel: Hungerstreik.

Die durch die Behörden verordnete Zwangsernährung wurde als Tortur empfunden. Viele Menschen sympathisierten aus diesem Grund mit den Gefangenen. Manche von ihnen gingen selber in den Untergrund.
 

Die zweite Generation der RAF

Sowohl durch Personen, die schon vorher in Kontakt zur RAF standen, als auch durch neue Sympathisanten und auch durch Anwälte wie Siegfried Haag oder Klaus Croissant, die sich ebenfalls in den Dienst der RAF stellten, entstand die zweite Generation.

Zunächst war es ein versprengter Haufen, ohne großen Kontakt untereinander. Ihr Ziel aber war klar: die Freipressung der führenden Köpfe aus der Haft.
 

Das Ziel: Freipressung der RAF-Gefangenen

Auf das Konto der ersten Generation gingen hauptsächlich die Bombenanschläge vom Mai 1972. Die zweite Generation ging wesentlich direkter und brutaler vor. Ihre erste Aktion war die Geiselnahme von Stockholm im April 1975. Dabei sollten die RAF-Gefangenen nach dem Vorbild der Lorenz-Entführung durch die "Bewegung 2. Juni" befreit werden. Die Aktion lief aber schief.

Im Terrorjahr 1977 wurde dann der Generalbundesanwalt Buback ermordet. Danach wurde Jürgen Ponto bei dem Versuch, ihn zu entführen, erschossen. Die Entführung Hanns Martin Schleyers endete ebenfalls tödlich. Die Freipressung war gescheitert. Baader, Ensslin und Raspe begingen in ihren Zellen Selbstmord, Ulrike Meinhof hatte sich schon im Mai 1976 erhängt.
 

Welche Mitglieder hatte die zweite Generation der RAF?

1976 hatte sich eine Gruppe um Siegfried Haag gebildet, die schon konkrete Anschlagspläne schmiedete. Haag wurde Ende November 1976 verhaftet.

1977 übernahm Brigitte Mohnhaupt nach ihrer Entlassung aus der Haft die Führung der zweiten Generation. Sie hatte wohl schon zum erweiterten Kreis der ersten Generation gehört.

Zur zweiten Generation gehörten auch Christian Klar, Adelheid Schulz, Günter Sonnenberg, Knut Folkerts, Volker Speitel, Silke Maier-Witt, Susanne Albrecht, Sieglinde Hofmann, Rolf Clemens Wagner und Peter-Jürgen Boock.
 

Taten nach der Stammheimer Todesnacht

Unter Brigitte Mohnhaupts Führung verübte die RAF im Juni 1979 einen Sprengstoffanschlag auf den NATO-Oberbefehlshaber Alexander Haig, der jedoch scheiterte, Haig überlebte unverletzt.

Im Herbst 1981 wurde auf den US-General Kroesen ein Attentat verübt. Er wurde zwar verletzt, überlebte aber.

Im November 1982 wurde Mohnhaupt verhaftet. Zu diesem Zeitpunkt waren fast alle Mitglieder der zweiten Generation in Haft.
 

Was hat die DDR mit der RAF zu tun?

Mitglieder der zweiten Generation erhielten Ende der 1970er Jahre Hilfe aus der DDR. Zehn ausstiegswillige RAF-Mitglieder tauchten 1980 mit Hilfe der Staatssicherheit in der DDR unter. Sie siedelten über und erhielten eine neue Identität.

Noch vor der Wiedervereinigung wurden sie im Juni 1990 enttarnt, festgenommen und an die Bundesrepublik ausgeliefert.
 

Die dritte Generation

Ab etwa 1980 formierte sich die dritte Generation der RAF, zu der rund 20 Personen zählten. Nur wenige von ihnen sind bis heute namentlich bekannt wie Wolfgang Grams und Birgit Hogefeld. Grams starb beim Versuch seiner Festnahme im Juni 1993. Nicht mehr die Befreiung inhaftierter Mitglieder stand nun im Vordergrund, sondern gezielt geplante Angriffe.

Zwischen 1985 und 1993 beging die RAF zehn Morde. So wurden Eduard Zimmermann (Chef eines Rüstungskonzerns), Karl-Heinz Beckurts (Siemens-Manager), Gerold von Braunmühl (Diplomat), Alfred Herrhausen (Chef der Deutschen Bank) und Detlev Karsten Rohwedder (Präsident der Treuhandanstalt) brutal ermordet.
 

Das Ende der RAF

1998 verkündete die RAF ihre Selbstauflösung.

Nach drei Mitgleidern wird jedoch nach wie vor gefahndet: Ernst-Volker Staub,  Daniela Klette und Burkhard Garweg werden verdächtigt, im Untergrund zu leben und sich Geld mit Hilfe von Raub- und Banküberfällen zu beschaffen.