Die Grünen im Bundestag

Geschichte der Grünen und Einzug in den Bundestag

Am 13. Januar 1980 wurde die Partei Die Grünen gegründet. 1983 zog sie in den Bundestag ein. Ihre Abgeordneten sorgten mit ihrer unkonventionellen Art für erhebliches Aufsehen.
 

Die Anfänge: Grüne und Bunte Listen

Die Anfänge der Grünen liegen in den 1970er Jahren. Mehr und mehr Zulauf hatten die Umwelt-, Friedens-, Anti-Atomkraft- und Frauen-Bewegung in dieser Zeit erhalten.

Daraus entstanden erste "Grüne Listen" und "Bunte Listen". Sie traten bei Landtagswahlen und Kommunalwahlen seit 1977 an. Zu ihnen gehörte die "Grüne Liste Umweltschutz" in Niedersachsen oder die "Grüne Liste Schleswig-Holstein".

Am 7. Oktober 1979 zog die Grüne Liste Bremen erstmals in ein Landesparlament ein.
 

Landesverbände und Parteigründung

1979 wurden die ersten Landesverbände der Grünen gegründet, im September in Baden-Württemberg, im Dezember in Nordrhein-Westfalen.

Am 13. Januar 1980 folgte in Karlsruhe die Gründung des Bundesverbands. In ihrem Bundesprogramm beschrieben sich die Grünen als "sozial, ökologisch, basisdemokratisch, gewaltfrei".
 

Erste Erfolge der Grünen

Am 5. Oktober 1980 traten die Grünen erstmals zu einer Bundestagswahl an. Sie erhielten 1,5 Prozent der Stimmen und konnten also nicht in den Bundestag einziehen (Fünf-Prozent-Hürde).

In Berlin, Hamburg, Hessen und Niedersachsen schafften sie aber 1981 und 1982 den Sprung in die Landesparlamente. Im März 1983 gelang dann auch der Einzug in den Bundestag.
 

Die Grünen erstmals im Bundestag

Die Grünen erhielten in der Bundestagswahl 1983  5,6 Prozent der Stimmen und wurden die vierte Fraktion im Bundestag. Nach vielen Jahren mit nur drei vertretenen Parteien wurde das Bild in Bonn nun bunter.

27 grüne Abgeordnete zeigten schon rein äußerlich, dass sie anders waren als die Vertreter der etablierten Parteien. Zu den bekanntesten Vertretern der Grünen zählten in den ersten Jahren Petra Kelly, Gert Bastian und Otto Schily.
 

Alles ein bisschen anders

Die Partei stand für "grüne Politik". Sie verstand sich als "Anti-Parteien-Partei". Ihre Kernthemen waren Umweltschutz, Frieden und der Einsatz gegen Atomenergie. Nicht nur das war neu. Auch innerhalb ihrer Partei machten die Grünen so manches anders.

So verfolgten sie zum Beispiel das Rotationsprinzip: Parteiämter sollten regelmäßig neu besetzt werden, damit nicht eine Person zu viele Ämter anhäufen oder ihr Amt missbrauchen konnte. Sogar Abgeordnete wechselten anfangs nach zwei Jahren, obwohl sie für vier Jahre gewählt worden waren (was darum auch rechtlich umstritten war).

Die Grünen wendeten außerdem eine Frauenquote an. Auf Wahllisten und für alle Ämter musste mindestens die Hälfte der Plätze von Frauen belegt sein. Dadurch sollte erreicht werden, dass Frauen an der Politik genauso beteiligt sind wie Männer. Viele Posten bei den Grünen wurden durch Doppelspitzen besetzt, also durch einen Mann und eine Frau (so auch der Bundesvorstand, der bis 1991 sogar aus drei Personen bestand, davon immer zwei Frauen).

Ebenfalls bestanden die Grünen auf der Trennung von Amt und Mandat an. Während in den etablierten Parteien die Abgeordneten ihr Mandat im Bundestag üblicherweise behielten, auch wenn sie in der Regierung ein Amt übernehmen, gaben grüne Abgeordnete dieses dann ab. So sollte ebenfalls eine Häufung von Ämtern auf eine Person vermieden werden.

Die Partei bekannte sich außerdem ausdrücklich zur Basisdemokratie. Das bedeutete, dass die Mitglieder der Partei (und nicht nur die gewählten Abgeordneten) in Entscheidungen einbezogen wurden, zum Beispiel durch Abstimmungen.
 

Wer sind Fundis und Realos?

Innerhalb der Grünen gab es einen Streit um die Ausrichtung (Flügelkämpfe). Die "Fundis" (Fundamentalisten) am linken Flügel standen den "Realos" (abgeleitet von "realpolitisch") gegenüber.

Es ging vor allem darum, ob die Grünen tatsächlich anstreben sollten, in die Regierung zu kommen (das wollten die Realos) oder ob ihr Ziel sich nur auf die Opposition richten sollte (das wollten die Fundis). Zu den Symbolfiguren beider Richtungen zählen vor allem Jutta Ditfurth als Fundi und Joschka Fischer als Realo.
 

Ein grüner Minister

Bei der Landtagswahl 1982 in Hessen erhielten die Grünen 8 Prozent der Stimmen. Weder CDU noch SPD konnten allein regieren. Sollten die Grünen eine Koalition mit der SPD eingehen oder nicht? Darüber stritten die Fundis und Realos. Zunächst wurde die SPD-Minderheitenregierung toleriert, bei Abstimmungen also unterstützt.

1985 kam es schließlich zur ersten rot-grünen Koalition. Joschka Fischer wurde der erste grüne Minister und übernahm das Umweltamt. Seine Vereidigung als Minister in weißen Turnschuhen sorgte für Empörung bei den Abgeordneten der anderen Parteien und ein großes Medienecho. Schon im Februar 1987 zerbrach die Koalition jedoch.
 

Bundestagswahl 1987

1987 konnten die Grünen erneut in den Bundestag einziehen und Stimmen dazugewinnen. Sie erhielten nun 8,3 Prozent und 44 Sitze im Bundestag.

 

Hier siehst du einen der ersten Werbespots der Grünen von 1983:

Die Grünen [ © Bündnis 90/ Die Grünen ]

Blick voraus

1990/91 setzte sich der realpolitische Flügel der Grünen durch. Viele "Fundis" traten aus der Partei aus, die sich selbst auch neu ausrichtete.
1993 vereinigten sich die bundesdeutschen Grünen mit dem in der DDR gegründeten "Bündnis 90" zur neuen Partei "Bündnis 90/Die Grünen".




Das Rotationsprinzip ließ sich nicht halten und wurde 1986 von zwei auf vier Jahre verlängert und 1991 abgeschafft. 2003 wurde die Regelung der Trennung von Amt und Mandat gelockert. Seitdem dürfen nicht mehr als ein Drittel der Mitglieder des Bundesvorstandes auch Abgeordnete sein.